„Alte Rassen sind wichtig“

„I am a farmer“: Wer die Worte von David Wilson bei der Begrüßung nicht ernst nimmt, wird schnell eines Besseren belehrt. Der Händedruck offenbart: Dieser Mann ist wirklich ein Bauer – auch wenn er eher aussieht wie ein britischer Literaturprofessor.

 

Die Mohrenköpfle hatten nämlich hohen Besuch aus England! Nein, bei der Visite handelte es sich nicht um Prinz Charles, der war schließlich erst vor kurzem bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zu Gast. Offenbar hat „His Royal Highness“, wie er offiziell genannt wird, zuhause nur Gutes über Hohenlohe erzählt. Denn nun war sein Gutsverwalter in der Region zu Gast. David Wilson informierte sich in Wolpertshausen, am Stammsitz der Erzeugergemeinschaft, und Schwäbisch Hall über Ökolandbau und die Vermarktung der Produkte.

 

Der prinzliche Gutsverwalter kommt zwar aus der konventionellen Landwirtschaft, ist aber mittlerweile ein ausgewiesener Öko-Experte. Binnen zehn Jahren stellte er das 900 Hektar große Gut Highgrove in der Grafschaft Gloucestershire auf organischen Anbau um. Inzwischen ist das Gut Britanniens wichtigste Brutstätte für Öko-Konvertiten. Jahr für Jahr führt Gutsverwalter Wilson hunderte Bauern über den Musterhof. Dem „Greenpeace Magazin“ sagte er: „Sie sind skeptisch, wenn sie ankommen; beeindruckt, wenn sie unsere Felder sehen; begeistert, wenn wir über die Bilanzen reden.“

 

Auf Highgrove werden seltene Schweinerassen gehalten – Tamworth (auch kirschrote Schweine genannt) und Gloucestershire Old Spots (weiße Schweine mit schwarzen Punkten), im Hohenlohischen sind die Schwäbisch-Hällischen, die bekannten Mohrenköpfle zuhause. David Wilson sagte: „Es ist ein Drama: Wir verlieren die genetischen Besonderheiten der einzelnen Rassen, die wir eines Tages brauchen werden.“ Deren Rettung, der Verzicht auf Gentechnik, Homöopathie in der Tierbehandlung – die Briten sind Brüder im Geiste der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft.

 

Die Bauern erfüllen eine gesellschaftliche Aufgabe, darüber war sich die Runde schnell einig. Und sie müssen dafür keine Almosen wie Subventionen erhalten, sondern angemessen entlohnt werden. Gutsverwalter Wilson und Rudolf Bühler, Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, diskutierten mit Professor Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings. Vogtmann hatte Charles bei der Umstellung auf Öko-Landbau beraten und ist in diesen Fragen ein enger Vertrauter des Prinzen. Der Agrarwissenschaftler, der als Wegbereiter für Ökolandbau in Deutschland und darüber hinaus gilt, setzt auf den Einfluss des adeligen Bauern: „Charles wäre derjenige, der es schaffen könnte, ein internationales Netzwerk aufzubauen.“ Wilson stimmte zu: „Die Gesellschaft muss verstehen, dass es ihre Bauern sind. Es wird Zeit, etwas zu tun, nicht nur darüber zu reden.“

 

Bild: Zu Besuch auf der Schweineweide mit Schwäbisch-Hällischen: David Wilson, Gutsverwalter von Prinz Charles, seine Ehefrau Caroline Lisa und Rudolf Bühler, Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft.

 

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