Schoten mit Hohenloher Speisesenf. Schoten mit Hohenloher Speisesenf.

Gleichmäßig frisst sich das Schneidwerk durch die braunen Stängel. An diesem Tag wird auf dem Senffeld von Rudolf Bühler bei Wolpertshausen gedroschen. Es ist hohe Zeit, die spitzen Schoten mit den kleinen Widerhaken sind am Platzen. „Notreif“, urteilt der Bio-Landwirt.

Wie vielen anderen Feldfrüchten hat die Hitze dieses Sommers auch den Hohenloher Gewürzen zugesetzt. Drei Wochen vor der Zeit sind sie gereift. Mit der Ernte ist Rudolf Bühler dennoch zufrieden. Er schätzt die Ausbeute auf rund neun Tonnen. Der Hohenloher Speisesenf wird zunächst in der Halle neben dem Feld gereinigt und anschließend an den Bio-Senfhersteller Münchner Kindl geliefert, der die Saat zu Hohenloher Bio Senf Classic, Hohenloher Bio Senf Ganzkorn mit Koriander und Hohenloher Bio Senf süß verarbeitet; alle drei Sorten gibt’s auch in Demeter-Qualität.

Auf dem Senffeld von Rudolf Bühler wird gedroschen.

Seit gut 15 Jahren bauen Rudolf Bühler und mehr als zehn Mitgliedsbetriebe der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall Kräuter und Gewürze an, die im gemäßigten Klima der Hohenloher Ebene besonders gut gedeihen, darunter historische Sorten von Senfsaat, Koriander, Kümmel, Schabzigerklee und Bohnenkraut. Die einst große Gewürzkultur der Region soll wieder aufleben, wenn es nach Rudolf Bühler geht. „Mein Anliegen ist es, alte Sorten zu erhalten, diese wieder zu nutzen und in Wert zu setzen“, unterstreicht er. Auf Spurensuche in den Gärten alter Höfe haben er und seine Kollegen noch traditionelle Sorten zutage gefördert, die früher hierzulande angebaut wurden.

Seit 2013 ist der Anbau dieser Sorten zur Vermarktung laut EU-Saatgutverordnung wieder möglich. Die alten Sorten eignen sich für den Bio-Anbau besonders, da sie widerstandsfähi-ger sind als moderne Hybriden. Auch die Qualität spricht für die heimischen Gewürze. „Gerade Senf und Koriander entfalten in diesem gemäßigten Klima ein unglaublich intensives Aroma“, betont der Experte, „ein Unterschied, den man schmeckt.“ Der Gehalt ätherischer Öle liege um ein Vielfaches über dem von Gewürzen aus der Ukraine, Russland und Nordamerika.

Bio-Landwirt Rudolf Bühler in blühendem Senffeld.

Da die billige Importware aus dem Osten (0,70 bis 0,80 Euro für ein Kilogramm) aufgrund des Krieges derzeit ausbleibt, ist der Preis für heimischen Speisesenf auf 3 bis 3,50 Euro geklettert. Eine zusätzliche Einnahmequelle, die den Landwirten zugute kommt. Zudem profitieren Biene, Hummel und andere bestäubende Insekten von den heimischen Gewürzpflanzen. „Koriander beispielsweise ist wertvoll für Insekten, er ist die letzte blühende Gewürzpflanze“, erklärt Rudolf Bühler.

Der Anbau auf der Hohenloher Ebene bleibt Pionierarbeit. Über Gewürzanbau weiß hierzulande kaum noch jemand Bescheid. Mit einer neu gegründeten Erzeugergemeinschaft wollen nun die Hohenloher Gewürzbauern Kollegen motivieren und unterstützen. Dank der Zertifizierung durch den Bio-Verband Ecoland, dem alle Bio-Gewürzbauern angehören, und über die Gewürzmanufaktur Herbs & Spices auf dem Sonnenhof in Wolpertshausen ist die Vermarktung der Produkte auf kurzen Wegen gesichert.