Das schwarze Schaf ist ein Flaschenkind

Das Blöken weist den Weg. Hinter dem Wohnhaus in Unterfischach, in einem ehemaligen Pferdestall hält André Hutzenlaub seine kleine Herde: elf Mutterschafe und derzeit 15 Lämmer. „Das ist Liebhaberei“, sagt der 28-Jährige, „leben könnte ich davon natürlich nicht.“

 

Sein Geld verdient André Hutzenlaub nämlich beim Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Schwäbisch Hall. Hier unterstützt und berät er die Berufskollegen, die – wie er selbst – nach ökologischen Regeln wirtschaften. Mitte vergangenen Jahres hat der überzeugte Biobauer den kleinen elterlichen Hof übernommen. „Hier bin ich mein eigener Herr“, sagt André, „das macht einfach Spaß!“

 

Das ist offensichtlich, denn der studierte Agrarwissenschaftler probiert vieles aus. Die Wolle der Schafe beispielsweise, die heutzutage nicht mehr gefragt ist, dient ihm als Dünger für das zweite Standbein des Bioland-Betriebs: den Kürbisanbau. „Ende April schere ich und fahre die Wolle zum Pelletieren“, erklärt André das Prozedere. Ein Nachbar hat dafür eine spezielle Maschine entwickelt, in der die störrische Wolle zerkleinert und anschließend zu Pellets gepresst wird. „Mitte Mai, bevor der Kürbis gesät wird, kommen die Schafwollpellets in den Boden“, erklärt der Landwirt.

 

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Dank dem hohen Stickstoffanteil und der Fähigkeit, Wasser zu speichern, ist der tierische Dünger ideal für die orangefarbenen und gelben Kürbisse. Diese vertreibt der Biobauer über Hofläden und den Regionalmarkt Hohenlohe in Wolpertshausen. Jetzt, im Frühjahr, ist das Lager im Erdgeschoss des Hauses praktisch leer. „Nur der Spaghettikürbis lief nicht so besonders“, André zeigt auf die zartgelben flaschenförmigen Früchte, „den kennen die Leute im Gegensatz zum Hokkaido noch nicht.“

 

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Der Ackerbau auf den Flächen liefert Dinkel und Weizen als Brotgetreide. Seit einigen Jahren experimentiert der Biobauer zudem mit Kiwipflanzen. Auf dem hoch über dem Fischachtal gelegenen Acker mit sauer-sandigem Boden stehen die 35 Bäumchen in Reih und Glied. „Jede vierte Pflanze ist männlich und trägt deshalb nicht“, erklärt André. Im vergangenen Jahr gab es die erste Ernte der zwetschgengroßen Früchte, heuer hofft das Paar auf eine gute Ausbeute. „Die Marmelade schmeckt super“, verspricht Freundin Elke, die als Biologin in einem Pharmaunternehmen arbeitet.

 

„Beim Sonntagsbraten weiß ich, dass sich der Aufwand lohnt“
André Hutzenlaub, Biobauer

 

Die Schafe – Rasse Merino sowie Kreuzungen – sind zudem als tierische Rasenmäher auf Streuobstwiesen im Einsatz. In einem selbst gebauten Anhänger transportiert André die Tiere zum Einsatzort. Das Verladen ist einfach, erklärt er: „Elke geht hinten mit Futter rein und dann kommen sie ihr nach.“ Ohne ihre Mitarbeit und die der Eltern würde nämlich der kleine Hof nicht funktionieren. Die Freundin kommt mit einem Fläschchen warmer Milch zum Schafstall. Gierig saugt das schwarze Böckle in Windeseile seine Portion hinunter.

 

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Es ist eine Kreislaufwirtschaft: Die Schafe sorgen für Dünger, pflegen die Flächen – und liefern natürlich auch Fleisch. Sind die Tiere sechs bis sieben Monate alt, werden sie im Schlachthof der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft in Schwäbisch Hall geschlachtet. „Wenn ich mir unseren Sonntagsbraten schmecken lasse, dann weiß ich, dass sich der Aufwand lohnt“, sagt der Biobauer. Schafe spielen neuerdings übrigens auch in seinem beruflichen Leben eine große Rolle: André Hutzenlaub ist Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Hohenloher Lamm. Deren Arbeit stellen wir demnächst in unserem Blog vor – schauen Sie rein!