Die Eltern Rainer und Simone Franz mit ihren Töchtern Katharina (links) und Sophia. Die Eltern Rainer und Simone Franz mit ihren Töchtern Katharina (links) und Sophia.

Vor rund einem Jahr hat Familie Franz aus Ochsental ihren Hof auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt. Die Entscheidung fiel im Familienrat zwischen den Eltern Simone und Rainer sowie den beiden Töchter Sophia (23) und Katharina (26).

Die beiden „Bauernmädle“, wie sie Mutter Simone liebevoll nennt, bestimmen schon lange in dem Mitgliedsbetrieb der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall mit. Aus gutem Grund: Das Schwesternteam wird den Hof eines Tages gemeinsam übernehmen. Klar, dass sie in Sachen Zukunft mitreden wollen – und auch sollen. „Wir sind von klein auf mit einbezogen worden“, loben Sophia und Katharina, „unsere Eltern sind offen und probieren auch was aus.“ Das motiviert. „Deshalb haben wir Lust mitzumachen“, sagt Sophia. Und Katharina ergänzt: „Die Eltern haben uns vertraut, und wir haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen.“

Familie Franz gehört zu den mehr als 8000 Betrieben, die sich in den vergangenen fünf Jahren für Öko-Landwirtschaft entschieden haben. Im selben Zeitraum verlor Deutschland insgesamt fast 12 000 Höfe. Mittlerweile wirtschaften 13,4 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ökologisch. Jeder achte Hof in Deutschland setzt auf Bio.

Gerade Bio-Schweinehaltung – die Franzens züchten und mästen Schwäbisch-Hällische – ist aber ziemlich anspruchsvoll. Bautechnisch hat sich auf dem Hof daher einiges geändert. Denn alle Bio-Schweine haben nicht nur Anspruch auf mehr Platz, sondern auch auf Auslauf. Die bestehenden Gebäude wurden um Freiflächen erweitert. „Die Schwenktore zwischen den Buchten mussten wir zukaufen“, sagt Sophia, „ansonsten haben wir so viel wie möglich wiederverwendet.“

Gefüttert werden die 102 Mutter- und Jungsauen sowie die rund 112 Mastschweine größtenteils mit hofeigenem Bio-Getreide. „Gerste, Weizen, Triticale, Hafer, Mais und demnächst Roggen“, zählt Sophia auf, „der soll gut für die Darmgesundheit der Schweine sein.“ Auch Ackerbohnen und Erbsen wachsen auf den 65 Hektar Ackerfläche. Zugekauft wird unter anderem Sojapresskuchen – natürlich in Bio-Qualität.

 

 „Ein Hof der Begegnung ist unser Ziel“
Sophia und Katharina Franz, Jungbäuerinnen

 

In ihren Zielen sind sich die Schwestern offenbar einig. Gibt’s nie Krach? „Natürlich, aber spätestens beim Abendessen ist alles vorbei und verziehen“, sagt Katharina und lacht. „Wir kennen jeweils die Stärken und die Schwächen der anderen – das macht vieles einfacher.“

In Sachen Ausbildung haben sie freilich ganz unterschiedliche Wege gewählt. Katharina hat einen Master Tierwissenschaften und arbeitet für einen Futtermittelhersteller. Sophia, die derzeit die landwirtschaftliche Abendschule in Öhringen macht – „natürlich den Öko-Zug“ - hat vor kurzem ihr Bachelor-Studium Soziale Arbeit beendet. Ihr Abschlussthema: Konzeptentwicklung für soziale Landwirtschaft am Beispiel Biohof Franz. Denn dahin soll die Reise gehen. Sophia und Katharina möchten auf dem Hof Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und sozialer Benachteiligung anbieten. „Ein Hof der Begegnung ist unser Ziel.“

Mit Posts auf Facebook und Instagram geben die Jungen Frauen Einblicke in die Arbeit auf dem Bio-Hof. „Das wirkt sich bereits aus“, stellt Sophia stolz fest. In dem vor 20 Jahren eröffneten Hoflädle und im an der Straße gelegenen Selbstbedienungs-Hoflädle kauften zunehmend jüngere Leute ein. „An Feiertagen sind wir Ausflugsziel“, sagt Katharina, „da muss immer jemand da sein, der die Regale auffüllt.“ 

Neben der direkten Vermarktung von Fleisch und Wurst ihrer Schwäbisch-Hällischen liefern die Franzens Mastschweine an den Schlachthof der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Und zwar eigenhändig: Beide Frauen haben den Tiertransportschein abgelegt. Und wie stehen sie zur Schlachtung? Auch in dieser Frage sind sich die beiden einig: „Uns ist bewusst, dass wir Leben nehmen, wenn wir Fleisch essen.“  Und Katharina ergänzt: „Wir erzeugen Schweinefleisch ökologisch und mit Respekt vor dem Tier, damit es ein gesundes Lebensmittel wird, das auch mit Respekt gegessen wird.“

 Schwäbisch-Hällische Bio-Ferkel auf dem Hof Franz in Ochsental.