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Unsere Wälder sind krank. Die Bäume leiden unter der Trockenheit der vergangenen Jahre. Andreas Ziegler, Landwirt aus Pommertsweiler (Ostalbkreis), zeigt uns am Beispiel seines Götzenwäldles, was er unter nachhaltiger Waldbewirtschaftung versteht.

Es ist ein kalter, sonniger Wintertag. Reif liegt auf den Zweigen der Tannen und Fichten, lässt die Blätter unter den Schritten knirschen. Das Götzenwäldle, ein rund neun Hektar großes Waldstück der Zieglers, liegt unweit des Dorfes. Etwas mehr als 40 Hektar Wald gehören zum Hof. „Bei uns ist Wald schon immer ein Teil unseres Einkommens gewesen“, erklärt Andreas Ziegler. Die Tierhaltung haben die Landwirte inzwischen aufgegeben; auf 35 Hektar landwirtschaftlicher Fläche betreibt Ziegler noch Ackerbau.

Der Rundgang beginnt auf einer ehemaligen Sturmfläche. Rund 1000 Festmeter Schadholz hat Orkan Wiebke im Jahr 1990 hier hinterlassen. „Der Käfer kommt nach dem Sturm und nach Trockenheit.“ Der 63-Jährige spricht vom Buchdrucker, dem Hauptschädling, der vor allem die Fichten anfällt. Ziegler erklärt: „Wenn Wasser fehlt, bildet die Fichte weniger Harz, mit dem sie den Käfer abwehren könnte.“ Den „Brotbaum der Forstwirtschaft“ will er dennoch nicht abschreiben. „Die Mischung macht’s“, sagt der Landwirt, „dann kann man auch die Fichte halten.“

 

Andreas Ziegler führt auf gepflegten Waldwegen durchs Götzenwäldle

 

„Ein kleiner Baum braucht wie ein Mensch Freiraum,
um sich zu entwickeln“

Andreas Ziegler, Landwirt

Im Wald der Ziegler herrscht keine öde Monokultur, hier stehen unterschiedliche Bäume ganz unterschiedlichen Alters. „Wenn die großen Bäume gefällt sind, ist der Wald trotzdem noch da.“ Einige gut 25 Meter aufragende Fichten etwa, „die hat mein Schwiegervater vor rund 80 Jahren gesetzt“. Unter ihnen sind einige Tannen, Ahornbäume, auch Eichen aufgegangen: „Die bleiben stehen“, sagt der Landwirt bestimmt. Das gilt auch für einen etwa 20 Jahre alten Bestand nebenan. Buche, Birke, Eiche, Tanne, Fichte, Eberesche stehen einträchtig nebeneinander: „Das hat sich so entwickelt, und so stelle ich mir das vor.“

Im Wald müsse man mit dem Licht spielen, philosophiert der 63-Jährige: „Ein kleiner Baum braucht wie ein Mensch Freiraum, um sich zu entwickeln.“ Der Wald ist offenkundig Zieglers Passion. Und das, obwohl er in jungen Jahren nichts mit Holz am Hut hatte. Seine Frau Ulrike hat die Wälder mit in die Ehe gebracht, sagt er: „Aber ich bin das ganze Jahr über im Wald.“ Zudem ist Ziegler Erster Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Aalen, die wiederum Mitglied in der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwäbischer Limes (FSL) ist. Die Organisation unterstützt ihre fast 3000 Mitglieder bei der Vermarktung des Holzes.

 

Links ein flach wurzelnder Fichtensämling, rechts die tief wurzelnde Tanne.

 

Entgegen der Laienmeinung sind heute nicht die dicken Stämme gefragt. Die großen Sägewerke hierzulande – kleine gibt es kaum noch – wollen Stämme mit höchstens 40 Zentimeter Durchmesser für Bauholz und Möbel. Sie setzen auf Masse und schnelles Sägen – „wie heute überall“, Ziegler zuckt mit den Achseln.

Welche Baumart kommt mit der Klimaveränderung zurecht? Eine schwierige Frage, antwortet Ziegler. „Die Douglasie soll ein Zukunftsbaum sein.“ Vor rund fünf Jahren hat er einen Wald mit diesen Nadelbäumen angepflanzt, ganz ohne Zaun und Einzelbaumschutz. Dafür hat sich der Landwirt den dichten Brombeerbewuchs zunutze gemacht, in den er Schneisen für die Bäumchen schnitt. Jetzt bilden die Dornen, wenn sie regelmäßig zurückgeschnitten werden, einen Schutz vor Wildverbiss.

 

Fein säuberlich sind die Stämme am Wegesrand gestapelt

 

Wir sind an den Ausgangspunkt des Rundgangs zurückgekehrt. Fein säuberlich sind hier Stämme gestapelt. „Auch die Bereitstellung vom Holz muss stimmen“, sagt Ziegler und grinst, „das Auge kauft schließlich mit.“