250 Schafe der Familie Bauer beweiden einen Kocherhang bei Steinkirchen. 250 Schafe der Familie Bauer beweiden einen Kocherhang bei Steinkirchen.

Seit 18 Jahren betreiben Carola und Bernd Bauer eine Bioland-Schäferei in Braunsbach-Steinkirchen. 600 Mutterschafe und deren Lämmer beweiden 130 Hektar an den steilen Hängen von Kocher und Jagst. Der Stall liegt zwischen den beiden Tälern am Reichenbach.

Der Reichenbach hat die Bauers im Mai 2016 fast ihre Existenz gekostet. Die Unwetterkatastrophe, die als „Flut von Braunsbach“ um die Welt ging, traf auch den Teilort Steinkirchen hart. Bei dem Unglück und in dessen Folge verendeten 100 Schafe der Bauers. Mühsam haben sich die beiden Landwirte zurückgekämpft. „Die letzten Jahre waren hart“, erinnert sich Carola Bauer, die sich als Quereinsteigerin die Schäferei angeeignet hat.

 

Der nunmehr gebändigte Reichenbach fließt neben dem Schafstall der Bauers.

 

Inzwischen ist das Bachbett mit viel Aufwand und dicken Steinen gesichert; munter plätschert das Wasser dem Kochertal entgegen. Im Landschaftspflegehof ist von den verheerenden Zerstörungen praktisch nichts mehr zu sehen. Mit lautem Mähen begrüßen die Bewohner die Ankunft von Bernd Bauer. Einige zutrauliche Lämmer springen am Holzgatter hoch. „Das sind die Flaschenkinder“, sagt der Landwirt lächelnd und tätschelt einem weißen Wollknäuel den Kopf.

 

Bio-Schafwolle ist am Markt gefragt.

 

Die Tage zuvor waren Lohnscherer bei den Bauers „im Akkord“ im Einsatz. In großen Säcken lagert die Schur in einem Seitenraum des Stalls. Im Unterschied zu konventioneller Wolle, für die es kaum Abnehmer gibt, ist Bio-Schafwolle am Markt gefragt. Im Finkhof bei Isney wird auch die der Bauerschen Schafe zu Naturmode verarbeitet. „Und aus der Abfallwolle werden Düngepellets“, Bernd Bauer zeigt auf einige Säcke.

 

„Das ist Idealismus und die Liebe zur Natur“
Carola Bauer, Bioland-Schäferin

 

In den Pferchen tummeln sich die Mutterschafe und ihre Lämmer, die mit hellem Blöken die den Hunger stillenden Zitzen suchen. Manche Tiere haben die typischen langen Nasen und Köpfe, andere wiederum kugelrunde Gesichter mit hübschen Löckchen auf der Stirn. Bei den einen handelt es sich um Merinoschafe, die anderen gehören zur Rasse Île de France, klärt der Bio-Landwirt auf. Der Suffolk-Bock - einer der derzeit vier männlichen Stallbewohner – hat sich in der Herde mit schwarzen Köpfen verewigt.

Die Einkünfte von Schäfereien speisen sich zum einen aus der Vergütung für die Landschaftspflege. Die extensive Beweidung durch Schafe ist für den Erhalt von so genannten FFH-Flächen (Flora-Fauna-Habitat) wie Streuobstwiesen oder steilen Magerflächen für den Naturschutz wichtig. Ansonsten würden die Flächen verbuschen. Doch dies wird nicht entsprechend vergütet, schimpft Bernd Bauer: „Die Sätze für die Beweidung sind viel zu niedrig.“

 

Bernd Bauer tätschelt seine Hütehündin Kimba.

 

Denn die Arbeit der Schäfer ist hart. „Wir laufen alles“, sagt Carola Bauer. Täglich müssen die Koppeln auf einer Distanz von acht Kilometern zwischen dem Kocher- und dem Jagsttal umgesetzt werden, damit die Mutterschafe genügend saftiges Grün abweiden können. „Ohne gutes Gras geben die Mutterschafe nicht genügend Milch und die Lämmer wachsen nicht richtig“, erklärt die Bäuerin. Bio-Kraftfutter gibt es im Bioland-Betrieb lediglich für den Nachwuchs.

Etwa 400 Jungtiere der Bauerschen Herde pro Jahr werden im Alter von sechs bis acht Monaten im nahegelegenen Schlachthof der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall geschlachtet. Dann sind die Hohenloher Lämmer – die Bauers sind Mitglied der gleichnamigen Erzeugergemeinschaft – rund 45 Kilogramm schwer. Für ein Kilogramm Bio-Lammfleisch erhalten die Landwirte derzeit 6,30 Euro netto. Diese Einkünfte sind das zweite finanzielle Standbein des Betriebs.

Reich wird man mit der Schäferei nicht. Keines der sieben Kinder des Paares will seine berufliche Zukunft daran knüpfen. Warum also tun sich die beiden das an? Carola Bauer lächelt: „Das ist Idealismus und die Liebe zur Natur.“