Julia und Lorenz Maisch bei ihren Lacaune-Böcken. Julia und Lorenz Maisch bei ihren Lacaune-Böcken.

Ein Paar und rund 1000 Schafe: Gemeinsam mit zehn Mitarbeitenden bewirtschaften Lorenz und Julia Maisch den Reutebachhof bei Geifertshofen. Die Bio-Schafsmilch wird in der hofeigenen Käserei in Glasflaschen abgefüllt und zu Joghurt sowie Käse weiterverarbeitet.

Über eine schmale Straße führt der Weg vom kleinen Dorf Geifertshofen den Reutebach entlang, dann geht’s ein Stück den Berg hoch. Hier liegt der nach dem Gewässer benannte Hof der Familie Maisch. Im ersten Stock des großen Zedernholzhauses leben Lorenz (36) und Julia (39) mit ihren Kindern Emilia (8), Luisa (5) und Ina (2). 1981 haben Lorenz‘ Eltern den Reutebachhof gegründet, 2018 hat ihn das junge Paar übernommen.

Vor dem Rundgang bekommt die Fünfjährige das Telefon in die Hand gedrückt. Sobald die kleine Schwester aufwacht, soll sie die Zwei wählen und ihre Mutter benachrichtigen. Dann geht’s hinaus in die Ställe. Warum es für die familiäre Kommunikation ein Telefon braucht, wird schnell klar: Das Gelände ist groß, sehr groß. Zunächst führen die beiden in das erste, ältere Stallgebäude, hier sind vor allem die Lämmer untergebracht.

„Temperatur und Hygiene sind in der Lämmeraufzucht entscheidend“
Lorenz Maisch, Inhaber des Reutebachhofs

Drei bis sieben Tage bleiben die Tiere bei der Mutter, anschließend werden sie an einem Tränkeautomat gefüttert. „Temperatur und Hygiene sind in der Lämmeraufzucht entscheidend“, erklärt Lorenz Maisch, „das senkt die Sterblichkeit.“ Er muss es wissen: In seiner Meisterarbeit an der Agrarfachschule in Landshut, Fachrichtung ökologischer Landbau, hat sich der 36-Jährige der Lämmeraufzucht gewidmet. Julia Maisch, gebürtige Stuttgarterin, ist Industriekauffrau und hat in Kupferzell die Ausbildung zur hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin gemacht. „Dort haben wir uns kennengelernt“, sagt er mit einem liebevollen Blick auf seine Frau.

Lorenz Maisch mit einem Neugeborenen.

Die Kenntnisse der Industriekauffrau sind für das landwirtschaftliche Unternehmen wichtig. „Mein Hauptbereich ist das Büro“, sagt Julia Maisch. Denn die Auflagen in der Milchwirtschaft sind streng: „Ob man auf 100 Liter Milch kommt oder auf 100 000 Liter – die Dokumentationspflichten sind die gleichen“, erklärt Lorenz Maisch. Hohe Energie- und immens gestiegene Glaspreise machten dem Bioland-Betrieb zudem zu schaffen: „Wir müssen jedes Produkt genau kalkulieren.“ In der Molkerei hat übrigens Bruder Thomas, gelernter Molkereifachmeister, das Sagen. Die Schafsmilchprodukte vom Reutebachhof liefern die Maischs an den Bio-Großhandel wie an Naturkostläden; direkt an der Molkerei können Kunden zudem im kleinen Selbstbedienungsladen einkaufen.

Drei Böcke drängeln sich an das Gatter, als die beiden herantreten. „Es sind Lacaune-Schafe“, erklärt Lorenz Maisch und zaust einem Tier das Fell am Kopf. Die aus Frankreich stammende Milchschafrasse trägt nur auf dem Rücken Wolle, der Bauch ist nackt. Im Alter von sechs bis acht Monaten wird die Mehrzahl der männlichen Tiere geschlachtet. „Dann haben sie ein Gewicht von 52 bis 56 Kilogramm erreicht“, sagt Lorenz Maisch, der die Tiere selbst zum Erzeugerschlachthof nach Schwäbisch Hall bringt. „Unsere Schafe sind mit dem Bezug zum Menschen aufgewachsen“, betont der Bio-Landwirt, „wenn ich mit einem Tier in den Hänger gehe, kommen alle anderen hinterher.“

Die Herde auf Stroh im großen Offenstall.

Hinter dem ersten liegt der große zweite Stall: 84 Meter lang, 33 Meter breit, nach allen Seiten offen. Noch tummelt sich hier der größte Teil der Herde, aber bald geht’s wieder hinaus auf die rund 100 Hektar Weiden rund um den Reutebachhof. „Wir betreiben Koppelschafhaltung, alle fünf Tage zieht die Herde weiter.“ Sommers wie winters aber geht’s für alle weiblichen Schafe zwei Mal pro Tag an den großen Melkstand: „2,5 bis 3 Stunden am Morgen und 2 bis 2,5 Stunden am Abend“, sagt Julia Maisch und seufzt. „Wenigstens haben wir Fußbodenheizung“, ergänzt ihr Mann lachend. Dann klingelt das Telefon. Ina ist aufgewacht, meldet die Schwester. Mutter Julia verabschiedet sich ins Haus.

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