Die Schäfer von Hohenlohe

Schweine-,  Rinder- und auch Schafhalter gehören zur bäuerlichen Familie der Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. 150 Mitglieder stark ist die Gruppe der Bauern, die Hohenloher Lämmer halten. Die wenigsten freilich tun dies im Haupterwerb. Zu ihnen gehört Daniel Voigt. Ein Besuch im idyllisch am Fuß der Limpurger Berge gelegenen Landschaftspflegehof.

 

Im Innern ist der große Holzstall in viele kleine Laufställe unterteilt. In einem Bereich befinden sich die Schafe, die bald lammen werden und ihre Ruhe brauchen; in einem anderen die frisch gebackenen Mütter mit ihrem Nachwuchs, die stündlich das lebensspendende Euter suchen. Am Rand, in einem kleinen Stall blöken die Waisen, Lämmer, die keine Mutter haben oder keine, die sie stillen könnte. Alle vier, fünf Stunden werden sie von den Schäfern mit der Flasche gefüttert. Kein Wunder, dass sie sich an Menschen gewöhnt habe und gar nicht scheu sind, wenn wir ans Gatter kommen.

 

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Hier, im „Kreissaal“ der 650 Muttertiere starken Herde ist Daniel Voigt (39) Chef und „Chefarzt“, sagt er mit breitem Lachen. Zehn Schafböcke gibt es auch, aber die sind im Tierreich eben nur kurzzeitig wichtig. Es ist eine friedliche Atmosphäre. Zu hören sind tiefe „Mäh“-Laute von den Schafen, die der Lämmer einige Oktaven höher, dazwischen das zufriedene Malmen der Tiere, die sich übers frische Heu hermachen. Für Laien klingen die Töne gleich. „Es sind ganz verschiedene“, widerspricht Manfred Voigt, in fünfter Generation Schäfer: „Wer lange genug dabei ist, hört, was sie sagen.“

 

Seit 21 Jahren bewirtschaften die Voigts den Hof, der zwei Gemeinden im Kreis Schwäbisch Hall gehört. Die Tiere sind eine Kreuzung zwischen den Schafrassen Merino und Dorper. „Beide sind asaisonal, das heißt, sie können rund ums Jahr Junge bekommen“, erklärt Manfred Voigt (66). Das ist für die Erzeuger wichtig, denn Lammfleisch ist hierzulande ein Saisonartikel – rund um Ostern und zur Grillzeit begehrt, sonst aber weniger gefragt. Alle 19 Tage werden die Muttertiere brünstig. Die Befruchtung – hier kommen kurzzeitig die Böcke ins Spiel - ist schwierig, die Aufnahmequote gering. Nach einer Tragezeit von fünf Monaten kommt das Lamm zur Welt; durchschnittlich 1,3 Lämmer pro Mutterschaf sind es im Jahr. Die Säugedauer ist ganz unterschiedlich, sagt der Senior-Chef, „Schafe sind wesentlich naturbelassen als andere Nutztiere“.

 

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Dreieinhalb bis fünf Monate alt sind die im Stall aufgewachsenen Lämmer, bis zu sechs Monate die langsamer heranwachsenden Weidelämmer, wenn sie im Schlachthof der Erzeugergemeinschaft geschlachtet werden. Die schönsten Tiere sucht der Schäfer aus, um den Bestand der Herde zu ergänzen. Dabei ist „schön“ freilich nicht wörtlich zu nehmen, Mütterlichkeit ist beispielsweise ein wichtiger Faktor in der Zucht. Wenn die Kleinen groß und die Temperaturen mild genug sind, geht’s im Frühsommer raus auf die Weiden. 150 Hektar gehören zum Hof, hier weiden die jungen Tiere und ihr Nachwuchs. Auf anderen Flächen der Gemeinde – Streuobstwiesen von Privatleuten oder unzugänglichen Hängen – sind 100 Tiere als natürlichen Rasenmäher in der Landschaftspflege im Einsatz. Dort besuchen wir demnächst Manfred Voigt, der auch nach der Hofübergabe als Wanderschäfer unterwegs ist.