Ein Bauernjahr (11):  Wertschätzung tut not

Auf dem Hof wären jetzt eigentlich Reparaturarbeiten angesagt. Doch bei Markus und Damaris Ehrmann steht der Umzug in die neue Wohnung an. In der Serie „Ein Bauernjahr“ geben unsere Landwirte aus Herbertshausen ein Jahr lang Einblicke in ihr Leben.

 

„An Weihnachten werden wir hier wohnen“, gibt Markus Ehrmann die Marschrichtung vor. Die Küche ist bereits eingebaut; im künftigen Wohnzimmer muss noch das Parkett verlegt werden, ein alter Tisch dient derweil für die Kaffeepause. Seit bald einem Jahr werden der erste und zweite Stock des alten Bauernhauses für die junge Familie renoviert; Markus‘ Eltern Helmut und Erika Ehrmann bleiben im Erdgeschoss wohnen.

 

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„Es war ein schwieriges Jahr“, zieht Hofbesitzer Markus Ehrmann schon mal Bilanz. Die Futterkosten sind aufgrund der anhaltenden Trockenheit gewaltig in die Höhe gegangen. Die Preise für Mastschweine – der Landwirt hält rund 800 Schwäbisch-Hällische in zwei Ställen am Ortsrand - stagnieren dagegen auf niedrigem Niveau. „Hätten wir die höheren Erlöse durch die Erzeugergemeinschaft sowie die Zuschüsse für Tierwohl und Fakt nicht, müssten wir drauflegen.“


1,36 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht erzielt ein konventioneller Bauer derzeit für ein Mastschwein. Für ein Kilogramm Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch, das unter dem EU-Siegel „geschützte geografische Angabe“ vermarktet werden darf, bekommt ein Landwirt 40 Cent über der Marktnotierung, weitere Zuschläge sind möglich. Die Zuschüsse fürs „Tierwohl“ – die hohen Anforderungen sind bei den Schwäbisch-Hällischen ohnehin in den Erzeugerrichtlinien festgeschrieben – gehen auf das Konto des Lebensmitteleinzelhandels, Fakt ist die Abkürzung für das „Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl“ des Landes.

 

Den promovierten Agrarwissenschaftler treibt an diesem Tag aber ein grundsätzliches Thema um. „Im Grunde ist die erste Berufung eines Menschen, Landwirt zu sein“, sagt er provozierend. Wie das? Die wenigsten von uns arbeiten doch als Bauern. „Aber jeder Mensch muss sich schließlich ernähren“, führt Markus Ehrmann seine Gedanken aus. Die Landwirtschaft, so sagt er, habe als eine Art Schlüsselwirtschaftszweig diese Aufgabe für die anderen übernommen.

 

„Mit unseren Produkten kann sich jeder Mensch gut und ausreichend ernähren“, sagt er, „und nahezu jeder kann sie sich auch leisten.“ Schließlich müsse nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch kommen. Für etwas mehr Geld als beim Discounter bekämen die Kunden der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft hervorragende Lebensmittel und diese stammen zudem noch aus der Region. „Ich bettle nicht um Anerkennung“, sagt Markus Ehrmann, „aber ich will Wertschätzung für unsere Arbeit und das, was damit zusammenhängt.“

 

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Die Arbeiter unterbrechen das interessante Gespräch. Mariusz und Christof, selbstständige Handwerker aus Polen besprechen, wie es beim Umbau weitergehen soll. „Deine Schweine schmecken am besten“, scherzt Marius, wohl in Vorfreude aufs bevorstehende Abendessen. Dann schnappt er sich die Kelle und legt los.

 

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Nicht alle auf dem Ehrmannschen Hof sind übrigens mit dem Umbau beschäftigt. Markus Ehrmanns Mitarbeiter Benjamin hat in diesen Tagen Spielzeug für die Mastschweine gebastelt – auch das gehört zum Tierwohl.

 

Im kommenden Monat besuchen wir unsere Landwirte wieder. Schauen Sie rein!

 

 

 

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