Siegfried Waldvogel sät auf einem Acker Sommergerste. Siegfried Waldvogel sät auf einem Acker Sommergerste.

Der Traktor mit dem Grubber und der Sämaschine steht im Hof bereit. An diesem Tag wird Landwirt Siegfried Waldvogel auf dem angrenzenden Feld Sommergerste säen. Auf rund 66 Hektar Ackerfläche baut die Familie das Futter für die Schwäbisch-Hällischen Schweine an.

Der weitläufige Hof der Waldvogels liegt am Rand des Rosengartener Teilorts Raibach. Den Weg weist an der Zufahrt ein Stein, in den der Namenszug und ein stilisiertes Schwein gemeißelt sind. Ende der 1970er Jahre ist der Betrieb von der beengten Ortsmitte ausgesiedelt, 1986 hat die Familie das große Haus bezogen. Im gepflegten Bauerngarten beginnen erste Pflänzchen zu sprießen.

 

Siegfried Waldvogel am Steuer des Traktors.

 

Hinter dem Haus erstrecken sich zahlreiche Hofgebäude: eine große Halle für die landwirtschaftlichen Maschinen, Scheunen für das Getreide und Stroh, ein alter und ein neuer Stall. Hier mästen die Waldvogels rund 800 Schwäbisch-Hällische Schweine; die Ferkel beziehen sie von einem anderen Mitgliedsbetrieb der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. „Die meisten Gebäude sind in Eigenleistung entstanden“, erzählt der Landwirt, „bauen ist mein Hobby.“

 

„Den Ackerbau habe immer ich gemanagt“
Siegfried Waldvogel, Landwirt

 

Vor einem Jahr hat Siegfried Waldvogel (Jahrgang 1952) dem jüngsten der vier Söhne Armin Waldvogel (Jahrgang 1982) den Hof überschrieben. Wie in den meisten Bauersfamilien bewirtschaften ihn die beiden Männer aber nach wie vor gemeinsam. „Den Ackerbau habe immer ich gemanagt“, sagt der Seniorchef nicht ohne Stolz, „Armin fragt mich auch um Rat.“  Mit einer landwirtschaftlichen Lehre in drei Fremdbetrieben hat sich der Junior für den Beruf des Landwirts fit gemacht, und eine kaufmännische Lehre gleich noch drangehängt.

 

Das Industriegebiet rückt immer näher an die Ackerflächen heran.

 

Auf den Feldern sprießen bereits Wintergerste, Winterweizen und Triticale – eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen. Auch Zuckerrüben hat der Bauer gesät. Nun steht die Aussaat der Sommergerste an. Natürlich nicht per Pferd, wie es im Kinderlied heißt („Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt...“). Siegfried Waldvogel lenkt den modernen Traktor an den 6,7 Hektar großen Acker, der an ein neues Industriegebiet von Schwäbisch Hall grenzt. Dort lässt er auf Knopfdruck Grubber und Sämaschine herunter. Per Hand richtet er die Maschine aus, drückt den Knopf für den Tempomat und fährt los. „Der ist zwar GPS-gesteuert“, erklärt er, „aber da muss ich mich erst noch einarbeiten.“

 

 Hightech im Traktor.

 

Im Innern der Kabine kühlt die Klimaanlage angenehm, leise klingt das Radio („SWR 4, die haben die beste Wettervorhersage“). Wenn das Wetter mitspielt, könnten schon in einer Woche erste Pflänzchen aus den zwei bis drei Zentimeter tiefen Saatfurchen wachsen: „Kommt darauf an, ob die Keime ein bisschen Feuchtigkeit abbekommen.“ Und wenn der Ertrag passt, müssen die Waldvogels nur noch wenig Futter für ihre Schwäbisch-Hällischen zukaufen – abgesehen von genfreiem Soja, das ist in den Erzeugerrichtlinien vorgeschrieben. Waldvogels Blick geht hinüber zu den Industriebauten, die in die Höhe wachsen. Er schüttelt den Kopf: „Was soll das werden, Land ist doch nicht vermehrbar.“