Kontrollgang auf der Schwäbisch-Hällischen Schweineweide

Seit nunmehr vier Monaten leben 30 Schwäbisch-Hällische auf der großen Weide hoch über dem Bühlertal im Hohenlohischen. Das bekommt ihnen offensichtlich ausgezeichnet, wird beim Kontrollgang mit Fritz Wolf vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst deutlich.

 

An das Gatter grenzt ein großes Futtersilo, das auf einer betonierten Fläche steht. Hier haben es sich einige Schweine Schwarte an Schwarte liegend gemütlich gemacht. Beim Eintreffen der Menschen setzt sich die Horde – und das für ihr Gewicht erstaunlich schnell – auf die große Weide ab. „Schweine sind Beutetiere und daher Fluchttiere“, klärt Agraringenieur Fritz Wolf auf. Vor allem aber sind sie neugierig: Kurze Zeit später wagt sich eines nach dem anderen wieder an die Futterstelle zurück.

 

Fritz Wolf vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst kontrolliert, ob das Futter ungehindert in die Tröge rieselt.

 

In die Tröge rieseln regional angebauter, gentechnisch unveränderter Gerste- und Weizenschrot sowie – die Lieblingsspeise von Schweinen - getrocknete und geschrotete Eicheln. Die haben Schulklassen und Rentnergruppen zuvor im Herbst in den Wäldern gesammelt und gegen ein kleines Entgelt bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall abgeliefert.

 

„Schweine sind Beutetiere und daher Fluchttiere“
Fritz Wolf, Agraringenieur

 

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Ob die Ausbeute in diesem Jahr groß wird? Der Blick geht hinauf zu den Zweigen der großen Eiche an der Futterstelle. Noch sind die Waldfrüchte grün und fallen dennoch da und dort bereits zu Boden. „Trockenstress“, konstatiert der Agraringenieur knapp. Den haben die Schweine nicht: Mehrere Spender versorgen die Schwäbisch-Hällischen auf Schnauzendruck mit Wasser. „Drei Tage ohne Futter könnten Schweine überleben, Wasser dagegen ist überlebenswichtig“, sagt Wolf.

 

Von Frühsommer bis in den Spätherbst leben die 30 Schwäbisch-Hällischen Demeter-Schweine von Rudolf Bühler, dem Retter der alten Landrasse auf der 3,6 Hektar großen Weide. Hier wühlen sie mit ihrem kräftigen Rüssel in der Erde nach Wurzeln, fressen Gras und Kräuter. „Eine Fläche, die sonst nicht bewirtschaftet würde“, betont Bio-Landwirt Wolf. Die Weidehaltung erhält also die Kulturlandschaft Hohenlohes, wie sie Einheimische und Touristen schätzen.

 

Wirtschaftlich gesehen hat die Bewegungsfreiheit, die die Schwäbisch-Hällischen hier genießen, auch einen Nachteil: Die Schweine wachsen halb so schnell. „Um ein Kilogramm Schweinefleisch zu erzeugen, muss der Landwirt im Stall mit drei Kilogramm Kraftfutter rechnen“, rechnet Wolf vor, „auf der Weide ist es doppelt so viel.“

 

Kulinarisch gesehen hat die Weidehaltung freilich einen noch größeren Vorteil: Der Speck der Schweine ist kernig und fest, das Fleisch schmeckt saftig und nussig. Viele Feinschmecker freuen sich schon auf das Frischfleisch der Weideschweine, das ab Spätherbst in den Märkten der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft, bei den Partnermetzgereien (hier geht’s zum Einkaufsführer: www.besh.de) und im Webshop (www.shop.besh.de) zu haben ist. Die schweren Hinterschlegel werden in einem aufwändigen Verfahren zu edlem Eichelmastschinken verarbeitet.

 

Fritz Wolf vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst kontrolliert, ob die Wasserspender funktionieren.

 

Bis zu ihrem letzten Gang haben die Schwäbisch-Hällischen auf der Weide aber ein schönes Leben mit viel Freiheit, viel Fressen, viel Bewegung. Wolf klopft zur Kontrolle mit einem Hammer an das Silo, ob das Futter ungehindert in die Tröge rieselt. Dann checkt er die Wasserspender – alles funktioniert reibungslos. Ein letzter Blick geht hinauf zum Waldrand, wo sich einige Tiere niedergelegt haben, und über die Zäune. Alles ist in Ordnung. Der Kontrollgang ist zu Ende.