Schwäbisch-Hällische in Japan

Vier Schwäbisch-Hällische Jungsauen und zwei Eber der alten Landrasse leben rund 9000 Kilometer entfernt auf der Weide der Ranch Elpaso im Zentrum der Insel Hokkaido. Wie kommen Hohenlohische Schweine nach Japan? Eine kuriose Geschichte.

 

Der gute Ruf der traditionsreichen Rasse reicht weit – wie weit, das konnten sich die Hohenloher Bauern nun wirklich nicht vorstellen. Vor bald zehn Jahren erreichte nämlich Rudolf Bühler, den Retter der alten Landrasse, die ungewöhnliche Anfrage des japanischen Landwirts Hideaki Hirabayashi. Er wolle Schwäbisch-Hällische Sauen und Eber nach Hokkaido importieren, um sie auf seiner Ranch zu züchten.

 

Hirabayashis Motive sind in einem Protokoll des ersten Besuchs bei Rudolf Bühler in Wolpertshausen im Jahr 2014 nachzulesen: Viele japanische Köche, die in Europa gelernt haben, arbeiteten nun in der Heimat in eigenen Restaurants. Er wisse, dass daher in Japan die Nachfrage nach sehr hochwertigem Schweinefleisch (kein „Hybridschwein“) bestehe, das auf dem japanischen Markt sehr schwer zu finden sei.

 

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Dass bis zur Verwirklichung Jahre ins Land zogen, liegt in der komplizierten Rechtslage begründet. Lebende Schweine dürfen zwar aus Deutschland ausgeführt, jedoch keine Schweine aus Deutschland nach Japan eingeführt werden. So lautete 2014 die Auskunft des japanischen Landwirtschaftsministeriums. Auch Anfragen bei der Tierärztlichen Kontrollstelle Hessen in Frankfurt sowie der japanischen Botschaft in Berlin blieben ohne Ergebnis. „Erfahrungsgemäß erstrecken sich die Verhandlungen mit Japan bezüglich des Exports von Tieren und tierischen Produkten über mehrere Jahre und sind mit sehr viel Aufwand verbunden“, teilte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) damals mit.


Der japanische Landwirt und die Bäuerlichen ließen nicht locker. Ein Termin von Hideaki Hirabayashi beim BMEL brachte 2017 den Stein schließlich doch ins Rollen. Unter bestimmten Voraussetzungen wurde der Export der Schwäbisch-Hällischen Schweine genehmigt, die Veterinärbestimmungen wurden im Februar 2018 veröffentlicht: Voruntersuchung durch einen Amtsveterinär für den Gesundheitsstatus, 30 Tage Quarantäne in Deutschland, Abfertigung mit Veterinärbegleitung am Flughafen Frankfurt/Main und erneute Quarantäne in Japan.

 

Jetzt kommen Birgit und Frieder Eberhardt aus Hellmannshofen (Kreis Hall) ins Spiel. Die beiden Herdbuchzüchter der Schwäbisch-Hällischen wählten aus ihrem Bestand vier Jungsauen und zwei Eber verschiedener Zuchtlinien für den japanischen Kollegen aus. „Handverlesene Tiere“, sagt Frieder Eberhardt, „beim Export nach Japan will man sich ja keine Blöße geben.“ Frau Birgit recherchierte zuvor im Internet: „Ich wollte genau wissen, wie unsere Schweine in Japan gehalten werden.“ Dann war sie beruhigt: Filmaufnahmen der Ranch Elpaso zeigen riesige Weiden, auf denen die Schweine in der Erde wühlen und sich genüsslich suhlen.

 

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Mittlerweile haben die sechs Schwäbisch-Hällischen die lange Reise hinter sich gebracht und sind gesund und munter in Japan angekommen. „Herrn Hirabayashi und den Schweinen geht es gut“, ließ der Landwirt jetzt per Mail mitteilen und schickte gleich noch ein Foto mit.

 

Noch ein Nachtrag: Ihr Fleisch darf dort natürlich nicht als Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. vermarktet werden. Das EU-Siegel „geschützte geografische Angabe“ beschränkt Zucht und Mast der Tiere auf den Kreis Schwäbisch Hall und die fünf umliegenden Landkreise. Aber das hat Hideaki Hirabayashi sicher auch nicht geplant.

 

 

 

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