Schweinische Leckerbissen

Auch das schönste Schweineleben hat irgendwann einmal ein Ende. Das wissen die rund 300 Schwäbisch-Hällischen Eichelmastschweine zum Glück nicht, die derzeit auf ihren Weiden im Hohenlohischen ein schweinisch-schönes Leben führen. Maximal 15 Tiere werden pro Hektar gehalten, damit sie die Wurzeln der Bäume nicht schädigen. Doppelte Zäune als Korridor schützen die Schweine auf der Weide vor möglichen Krankheitserregern ihren wilden Verwandten, Weidehütten vor der Witterung. Die alte Landrasse ist für die Freilandhaltung besonders geeignet: Sie ist robust und aktiv.

 

Die Weidehaltung hat nicht nur in Spanien, wo der berühmte Schinken Pata Negra erzeugt wird, sondern auch in Hohenlohe Tradition: Noch bis in die 1940er Jahre trieben Hirten ihre Schweine in die Hohenloher Eichen- und Buchenwälder, damit sie sich dort mit den kostenlosen Waldfrüchten versorgen konnten. Diese Nahrung ist zudem besonders reich an Kohlehydraten und Proteinen. Heute sind Schweinetriebe in Deutschland nicht mehr erlaubt. Rudolf Bühler, Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH), ist es dennoch gelungen, mit der alten Landrasse die alte Tradition der Eichelmast wiederzubeleben.

 

Im Frühling kommen die Tiere auf die Weide. Hier versorgen sich die Mohrenköpfle, wie sie ihrer charakteristischen Färbung wegen genannt werden, mit Eicheln, Wurzeln, Kräuter und Beeren. Zusätzlich bekommen die Schweine Getreideschrot aus den klassischen Hohenloher Getreidearten Gerste und Weizen, Bohnenschrot als Eiweißkomponente sowie 20 Prozent Eicheln zu fressen. Kiloweise liefern Kindergärten, Schulen, Senioren und Jugendliche, die ihr Taschengeld aufbessern wollen, derzeit die gesammelten Waldfrüchte im Wolpertshausener Regionalmarkt der Erzeugergemeinschaft ab. Dafür gibt es Gutscheine im Gegenwert von 50 Cent pro Kilo Eicheln. Die Ernte wird getrocknet und eingelagert.

 

Das gute Futter und das wilde Leben bekommt den Schwäbisch-Hällischen. Die munteren Tiere wachsen deutlich langsamer heran als ihre im Stall gehaltenen Artgenossen. Nach der Eichelmast, die bis Ende Oktober währt, werden die knapp ein Jahr alten, zwischen 130 und 150 Kilogramm schweren Schweine geschlachtet.

 

Diesem Zeitpunkt fiebern viele Feinschmecker entgegen: Das Fleisch der Eichelmastschweine weist die typische kräftige Marmorierung der Schwäbisch-Hällischen auf und ist dank der besonderen Fütterung und freien Haltung von intensiv kernig-nussigem Geschmack. Nur in den Herbstmonaten sind die edlen Teile frisch in Fachmetzgereien und Feinkostgeschäften zu haben, die weniger edlen Teile werden zu einer besonderen Dosenwurst verarbeitet. Besonders begehrt ist der Schinken vom Eichelmastschwein, der zwischen sechs und zwölf Monate reifen darf. Kein Wunder, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übertrifft.

 

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