Serie (1): Die Zucht

Seit mehr als 9000 Jahren begleitet das Schwein den Menschen. Der Beginn der modernen Schweinezucht datiert allerdings erst um den Beginn des 19. Jahrhunderts. König Wilhelm I. von Württemberg ließ um das Jahr 1820/21 chinesische Maskenschweine importieren. In den königlichen Domänen im Stuttgarter Umland wurden die Tiere „zur Hebung der Schweinzucht“ mit den heimischen Rassen gekreuzt. Die bekannten Sattelschweinrassen entstanden.

 

Am besten verbreiteten sich die fruchtbaren Tiere in der Region um Schwäbisch Hall. 1844 war im landwirtschaftlichen Correspondenzblatt zu lesen: „Das Hällische Land ist das Land der Schweine, denn nirgends versteht man sich auf Schweinemast und Schweinezucht so gut wie im Hällischen. . .“ In der Blütezeit der Schwäbisch-Hällischen Zucht, in den 1950er Jahren, waren in Nordwürttemberg über 90 Prozent, im Landkreis Hall gar 99,2 Prozent der Schweine Mohrenköpfle. Da wundert es nicht, dass sich die Bauern ausgerechnet hier, im Hohenlohischen, gegen den Siegeszug der Industrieschweine und den Niedergang der alten Landrassen stemmten.

 

1984 kürte eine Kommission sieben Zuchtsauen aus Wolpertshausen und Wolpertsdorf zu den letzten noch existierenden reinrassigen Schwäbisch-Hällischen Schweinen im angestammten Zuchtgebiet. Zwei Jahre später gründeten die Landwirte die Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein. Ihr obliegt neben anderen Aufgaben „die Erstellung eines einheitlichen Zuchtziels für die Schwäbisch-Hällische Rasse auf der Grundlage der historisch überlieferten Merkmale und Eigenschaften der Rasse“.

 

Zuchtziel für die Schwäbisch-Hällische Rasse ist „ein sehr widerstandsfähiges, langlebiges, milchergiebiges Schwein von sehr hoher Fruchtbarkeit und mit besten Muttereigenschaften ausgestattet. Es soll frohwüchsig und großrahmig sein, eine gute Futterverwertung sowie bei ausreichendem Muskelfleischanteil eine hervorragende Fleischbeschaffenheit aufweisen und sich für alle Haltungsformen einschließlich Weidehaltung eignen“. Die Zucht erfolgt durch klassische bäuerliche Methoden und unter staatlicher Aufsicht. Die besten, gesündesten, fruchtbarsten und widerstandsfähigsten Tiere mit bester Fleischqualität werden gezielt verpaart. Der Einsatz von gentechnischen Zuchtmethoden ist verboten.

 

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Da sich das Schwein verglichen mit anderen Nutztieren schnell vermehrt, ist rasch sichtbar, ob die Arbeit der Züchter in die richtige Richtung geht. Viel Wissen und Erfahrung sind vonnöten, die richtigen Tiere miteinander zu verpaaren. Die dem Zuchtziel am besten entsprechenden Schweine, der Nukleus der Rasse, werden Herdbuchtiere genannt. Um diese geht es in der kommenden Folge unserer Serie „Qualität hat ihren Preis“. Schauen Sie rein!

 

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