Gestern wie heute: Das Adventslicht spendet Hoffnung. Gestern wie heute: Das Adventslicht spendet Hoffnung.

Halloween ist längst in Deutschland angekommen. Verkleidete Kinder ziehen am 31. Oktober abends von Haus zu Haus und fordern mit dem Spruch „Süßes oder Saures“ Süßigkeiten ein. Der uralte Hohenloher Brauch des „Ouklöpflerle“ dagegen ist in Vergessenheit geraten.

Ältere Hohenloher wissen zumindest vom Hörensagen, wie das Ouklöpferle vonstatten ging. Anneliese Fischer von der LandFrauen-Gruppe „Schwungfeder“ aus dem KreislandFrauenverband Schwäbisch Hall etwa, sie hat den Brauch in dem Band „Orte der Erinnerung“ (2007) aufgeschrieben: „In Erinnerung geblieben ist mir folgende Begebenheit: Als Kinder zogen wir von Haus zu Haus und sangen etwa drei Wochen vor Weihnachten: ,Auklopfe Hämmerle, s’Brot leit im Kämmerle, s’Messer leiht danebe, kosch mer ebbes gewe!‘ Manchmal bekamen wir ein paar Brötle oder einen gekauften Lebkuchen – ab und zu auch einen großen mit einem Nikolausbild darauf. Das war dann ganz toll.“

Die Zeugnisse sind rat. Auf der Webseite der Kirchengemeinde Untermünkheim wird der Brauch so beschrieben: „An den drei letzten Donnerstagen vor Weihnachten fand bis in die 1950er Jahre das ,Ouklopflerle‘ statt, und die Kinder zogen mit Einbruch der Dunkelheit truppweise von Haus zu Haus. Sie machten sich an der Haustür durch Klopfen oder das Singen von Advents- und Weihnachtsliedern bemerkbar (....) Als Belohnung erwartete sie dann Äpfel, Birnen, Nüsse und Ausstecherle (Albertle), die im mitgebrachten ,Klörble‘ oder ,Säckle‘ verstaut wurden. Namentlich der dritte Donnerstag - also der unmittelbar vor dem Weihnachtsfest – war der ,reechte Ouklopferle‘ und die Kinder wussten von den Vorjahren, dass es an diesem Termin immer die meisten und besten ,Brödle‘ gab: Anisbrödle, Spitzbüble und auch einmal Bärentatzen. Man erinnerte sich genau, vor welchem Haus man besonders schön singen musste.“ Nicht nur mit Klopfen oder Singen, sondern vor allem mit Versen machten sich die Kinder bemerkbar.

„Der Umbruch der Zeiten gefährdet das Alte, Gewachsene. Selbst im abgelegenen Hohenlohe, dessen Bewohner am Hergebrachten hängen, läßt sich die Entwicklung nicht aufhalten. Bräuche geraten in Vergessenheit, die Mundart wird überlagert, Originale sterben aus, die alten ,Gschichtlich‘ und die Sagen verschwinden aus der Volksüberlieferung. Noch ist zwar eine Fülle von Erinnerungen lebendig, die nächste Generation wird sie jedoch nicht mehr kennen.“ So schreiben es der Bächlinger Pfarrer, Volkskundler, Autor Rudolf Schlauch und seine Frau Ingaruth in dem Band „Der unversiegte Brunnen. Heitere Geschichten aus Hohenlohe“ (1963) und halten die Erinnerung an diesen „Ouklöpferle“-Spruch fest:

„Ouklopfe Hemmerle
S’Brot leit im Kemmerle
S‘Messer liecht drnewe
Sellsch mr ebbes gewe:
Äpfel raus, Bire raus
Gäh i in e anders Haus
Anders Haus i gschlosse
Hat mea wer sou verdrosse!“

Aus der Zeit um das Jahr 1900 ist der Kirchengemeinde Untermünkheim zufolge dieser Vers überliefert: „Anklopfe Hammerstiel, reiche Baure, geb mir viel, geb mer net zu weenich, bin en armer Keenich, lass mi net zu lange stehn, ich muss heit noch weiter gehen.“ Noch deutlicher ist der Vers abgefasst, den Heimatforscher Bernd Heinle aus Vellberg festgehalten hat: „Ouklopfe Pfannestiel, reicht Bäuri gebt nur viel. Gebt mr a rechts Stück Brot, sunscht schloch i di dot!“. Die Androhung des Totschlagens war wohl nicht wörtlich zu nehmen. Der Vers macht aber deutlich, worum es ursprünglich ging – um bittere Not. Mit dem Ouklöpferle baten die Kinder der armen Dorfbewohner um eine Nahrungsspende in der Vorweihnachtszeit.

Mitgefühl und Solidarität: Diese Botschaft ist zu Advent eigentlich aktueller denn je – weltweit wie in Deutschland.