Weidegang auf dem Völkleswaldhof

Morgens um 10 Uhr auf dem Völkleswaldhof. Am Gatter drängeln sich die Kühe und ihre Kälber. Sie wissen: Jetzt ist Weidegang! Seit einigen Tagen dürfen die Tiere tagsüber nach draußen.

 

Lena Fuchs schnallt die Trage mit Sohn Anton (1,5) auf den Rücken und klettert behände über die Absperrung. Die 22-Jährige macht ihre Ausbildung auf dem Demeter-Hof von Anja und Pius Frey, die beide Landwirtschaftsmeister sind. An diesem Tag überwacht die 22-Jährige den Weidegang der Herde.

 

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Pius Frey öffnet das Gatter, auf einen Ruf von Lena hin setzen sich die Kühe in Bewegung. "Wir haben Rotbunte, Schwarzbunte, Braunvieh und Fleckvieh", erklärt Anja Frey, "eine sehr gemischte Herde." In der Zucht konzentriere sich die Familie auf die beiden letztgenannten Rassen, denn hier sind Milchleistung und Mastfähigkeit ausgewogen.

 

Plötzlich gerät der Marsch der rund 500 Kilogramm schweren Tiere ins Stocken. Ausgerechnet Braunvieh und Leitkuh Vera - alle Kühe auf dem Völkleswaldhof haben Namen und tragen Hörner - bremst die Herde aus. Laut muhend ruft sie nach ihrem Kälbchen, das sie in der Menge offenbar verloren hat. Erst als sie das Kleine gefunden hat, darf die Gruppe weiterziehen.

 

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Einige Hundert Meter entfernt ist der Weidegang zu Ende, in einer Mulde ist das Ziel erreicht. Hier verbringen die rund 50 Milchkühe und ihre Kälber den Tag mit Grasen und Wiederkäuen. Vergnügt springen die Kleinen übers Grün und boxen spielerisch miteinander. Immer wieder suchen sie aber den Kontakt zu ihren Müttern.

 

Veras Kälbchen, ein besonders hübsches hellbraunes Tier, schnappt sich eine Zitze und beginnt zu säugen. "Das jüngste ist erst drei Tage alt, das älteste vier Monate", erklärt Lena Frey, die eine Weile lächelnd das friedliche Treiben beobachtet. Dann geht's zurück auf den Hof, es wartet viel Arbeit.

 

Seit 5.30 Uhr ist die Familie auf den Beinen. Jeden Morgen und jeden Abend werden die Kühe gemolken. 500 bis 700 Liter Milch pro Tag fallen an. Sie werden als Vorzugsmilch, das heißt unbehandelte Rohmilch, an Einzelkunden und in ausgewählte Geschäfte geliefert. Auch im Regionalmarkt Hohenlohe in Wolpertshausen ist die Völkleswald-Vorzugsmilch zu haben: www.regionalmarkt-hohenlohe.de Den anderen Teil ihrer Milch liefern die Freys an die Demeter-Molkerei Schrozberg.

 

Mit der so genannten muttergebundenen Kälberaufzucht leistet der Völkleswaldhof seit  mehr als 18 Jahren Pionierarbeit. Drei bis vier Monate leben die Kälber bei den Kühen - und zwar die männlichen wie die weiblichen Tiere. Wenn die Stillzeit vorbei ist, kommen Letztere, nun Fresser genannt, in einem gleichaltrigen Herdenverband und wachsen zu Milchkühen heran.

 

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Ein Teil der Bullenkälber zieht nach der Stillzeit auf den nahe gelegenen Demeter-Betrieb Riegenhof und wird dort weiter gemästet. Ein anderer Teil wird über die Metzgerei Munz in Stuttgart, die Mohrenköpfle Gastronomie in Wolpertshausen und über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall als Fleisch vom Bruderkalb vermarktet. Die gleichnamige Initiative von Anja Frey und weiteren Mitstreitern ist ein Projekt der Bio-Musterregion Hohenlohe.

 

Veras hübsches Kälbchen wird übrigens auf dem Völkleswaldhof bleiben – sie ist ein Mädchen.