Wettlauf in Sachen Tierwohl

Ein Discounter wirbt mit transparenter Haltungskennzeichnung für Frischfleisch, der Deutsche Bauernverband und die Bundesministerin bekennen sich zu einem staatlichen Label. Kurz: Handel und Politik liefern sich einen Wettlauf in Sachen Tierwohl.

 

Bessere Tierhaltung muss angegangen werden und ist bezahlbar: Zu diesem Schluss kam bereits vor drei Jahren der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung. Das zufriedenere Schweine-Leben - so das Fazit der Agrarexperten - würde hierzulande bis zu 23 Prozent mehr kosten. Tierschutz ist wichtig, sagen auch zwei Drittel der Verbraucher in einer Umfrage der Georg-August-Universität Göttingen (Januar 2016). Für eine bessere Haltung seien Kunden bereit, gut 30 Prozent mehr zu zahlen. 

 

Bisher hat die Politik verbindliche Richtlinien in der Tierhaltung gescheut und auf freiwillige Lösungen gesetzt wie die 2015 gestartete „Initiative Tierwohl“. Das Bündnis der Land- und Fleischwirtschaft sowie des Lebensmitteleinzelhandels vergütet den Landwirten die Umsetzung bestimmter Maßnahmen mit einem Tierwohlentgelt. Derzeit sind 4132 der insgesamt 23 500 Schweine haltenden Betriebe Teil der Initiative Tierwohl (Stand Ende 2017).

 

Jetzt hat die neue Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft die Einführung eines staatlichen Tierwohllabels angekündigt. „Ich will, dass es den Tieren gut geht, dass Tierwohl sich lohnt - für den Verbraucher, für den Tierhalter und für das Tier. Das muss klar erkennbar sein. Und deshalb will ich ein staatliches Tierwohllabel einführen“, sagte Julia Klöckner (CDU) bei der Vorstellung ihres Regierungsprogramms. Bessere Standards müssten erkennbar sein, das Label dem Verbraucher Orientierung geben. Er entscheide, was ihm Tierwohl wert ist. Fleisch und Wurst aus Tierhaltung mit hoher Lebensqualität der Tiere koste auch mehr. Und: „Die Kosten dafür können nicht alleine die Bauern schultern.“

 

Auch der Deutsche Bauernverband schlägt eine neue Kennzeichnung vor, um die Haltungsbedingungen von Schweinen erkennbar zu machen. Dies könne man verpflichtend und in staatlicher Regie umsetzen. Für eine Herkunftskennzeichnung sei man ebenfalls offen, es gelte, „Transparenz und Vertrauen beim Verbraucher“ zu schaffen.

 

Wie Transparenz aussieht und Vertrauen beim Verbraucher gewonnen wird, das stellen die Hohenloher Bauern unter Beweis. Ihre Schwäbisch-Hällischen Schweine haben mehr Platz und Auslauf, leben auf Stroheinstreu, bekommen GVO-freies und regionales Futter. Der Mehraufwand fürs Tierwohl wird den Hohenloher Bauern honoriert mit einem garantierten Preis, der rund 30 Prozent über dem Marktpreis liegt. Auf den strengen Erzeugerrichtlinien basiert das EU-Siegel „geschützte geografische Angabe“, das Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch auszeichnet. Verbraucher erkennen das Fleisch an dem blau-gelben Siegel, auf das sie vertrauen können.

 

 

 

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