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Das Leineschaf ist 77. Passagier der Arche des Geschmacks von Slow Food Deutschland. Das Projekt schützt alte Nutztierrassen – seit 2014 auch das Schwäbisch-Hällische Landschwein - und Kulturpflanzen, Lebensmittel und Zubereitungsarten vor dem Vergessen.

Dem Leineschaf ist die Kulturlandschaft im Leinebergland und Eichsfeld zu verdanken. Aufgrund seiner Genügsamkeit trägt es den Spitznamen „Pfennigsucher“. Die alte, robuste Landschafrasse pflegte jahrhundertelang ackerbaulich ungenutzte Flächen und Brachen, Wegränder und Stoppelfelder entlang der Leine - vom thüringischen Eichsfeld über Göttingen bis Hannover.

In der Nachkriegszeit verschwand das Leineschaf weitgehend aus seinem Herkunftsgebiet, wobei 1500 Tiere als Reparationszahlungen nach Polen gebracht und dort nahezu unverkreuzt gehalten wurden. In Deutschland verblieb eine kleine Gruppe des alten Typs im Erfurter Zoopark; in die übrigen Herden wurden Rassen eingekreuzt, die höhere Erträge bei Milch und Fleisch versprachen. Engagierten Züchterinnen und Züchtern ist es zu verdanken, dass das Leineschaf nicht ausgestorben ist.

Ein Schicksal, das das Leineschaf mit dem Schwäbisch-Hällischen Schwein teilt, seit 2014 Arche-Passagier. Die älteste deutsche Schweinerasse galt Anfang der 1980er Jahre als ausgestorben. 1986 gründeten 17 Mitglieder mit den letzten sieben noch verbliebenen Sauen die Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein e.V. Heute zählt die Vereinigung etwa 350 reinrassige Herdbuchsauen, neun Eberlinien und rund 3000 Muttersauen. Zum Schutz hat die Europäische Union der besonderen Spezialität aus Hohenlohe die Bezeichnung g.g.A. (geografische geschützte Angabe) verliehen.

 

Neuer Arche-Passagier: das Leinschaf. Foto: Karin Weinsberg.

 

Von A wie Ahrtaler Köksje (eine Trockenbohnensorte) bis W wie Würchwitzer Milbenkäse: 77 Arche-Passagiere gibt es derzeit in Deutschland, darunter sind 21 Tierrassen. Baden-Württemberg ist mit der stolzen Zahl von 24 Passagieren vertreten – ein Indiz für die vielen Spezialitäten, die das Bundesland auszeichnet.

Weltweit schützt das internationale Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität mehr als 5400 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder aus der Mode gekommen sind. Mit dem Wissen, dass biologische Vielfalt regionale Wurzeln besitzt, bewahrt die Arche des Geschmacks das kulinarische Erbe der Regionen. Das Motto lautet: Essen, was man retten will! Denn: Was nicht gegessen wird, wird nicht nachgefragt, kann also nicht verkauft werden und wird deshalb nicht hergestellt.

Gibt es in Ihrer Region eine Spezialität, die Ihrer Meinung nach in die Arche des Geschmacks gehört? Dann schreiben Sie Ihren Vorschlag mit einer kurzen Begründung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Um in die Arche des Geschmacks aufgenommen zu werden, müssen Passagiere folgende Kriterien erfüllen:

Alle Passagiere der Arche des Geschmacks von Slow Food Deutschland sind hier gelistet:
https://www.slowfood.de/was-wir-tun/arche_des_geschmacks

Video von Slow Food über die Bedeutung der Arche des Geschmacks:
https://www.youtube.com/watch?v=Wrsth-kk30U&t=17s