„Wir lernen viel – auch voneinander“

Wie ein zukunftsfähiges System der Erzeugung und des Konsums von Lebensmitteln aussehen kann, mit dieser Frage haben sich eine Woche lang junge Menschen bei der Sommerschule „Future of Food“ der Akademie Schloss Kirchberg beschäftigt.

 

Tierwohl und Fleischkonsum - Wie stellen wir uns eine ökologisch und ethisch tragfähige Landwirtschaft vor? Zu dieser Frage bezieht Wilhelm Pflanz Stellung, Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Der Dozent, auch Bioland-Schweinemäster im Nebenerwerb, stellt die Tierhaltung im Ökolandbau vor und spart nicht mit selbstkritischen Anmerkungen: „Es ist vieles gut, aber nicht alles bestens.“

 

 

Generell habe man die Produktqualität im Griff, übermäßiger Antibiotikaeinsatz oder Salmonellengefahr seien kein Thema mehr. Heute stehe die Prozessqualität im Fokus, die Art und Weise, wie Fleisch erzeugt wird. Eingriffe an Tieren wie das Kupieren der Schweineschwänze, so Pflanz, würden zunehmend kritisch gesehen. Dabei liegen die Rezepte beispielsweise gegen das gefürchtete Schwanzbeißen auf dem Tisch. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik rät dazu, den Tieren Ausgang ins Freie und mehr Platz zu geben, zudem soll mit Stroh für Abwechslung im Schweinestall gesorgt werden.

 

Auf dem Hirschhof von Klaus Memmler werden diese Empfehlungen bereits umgesetzt, sehen die Teilnehmenden bei der anschließenden Exkursion. Der Landwirt mästet in einem umgebauten Fahrsilo in drei Buchten 150 Schwäbisch-Hällische Schweine auf Stroh. Die Tiere haben innen viel Platz und können jederzeit nach draußen. Vollständig im Freien leben die Schwäbisch-Hällischen, die unweit des Hofs auf einer 1,2 Hektar großen Weide gehalten werden. Dem Futter der so genannten Eichelmastschweine werden bis zu 20 Prozent getrocknete Eicheln beigemischt, die für den nussigen Geschmack des Fleischs sorgen. Mit 3,50 Euro (zum Vergleich: die Marktnotierung beträgt 1,37 Euro) pro Kilogramm Schlachtgewicht vergütet die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) dem Landwirt diese besondere Form tierwohlgerechter Haltung.

 

„Netzwerke sind ja ein Ziel der Sommerschule“
Astrid Heid, Bereichsleitung Seminare der Akademie Schloss Kirchberg

 

Das Programm der Sommerschule spannt den Bogen entlang der Wertschöpfungskette für Lebensmittel - von den Erwartungen der Gesellschaft über Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel bis hin zum Verbraucher. Am Beispiel der Gemeinschaft Tempelhof werden Solidarische und aufbauende Landwirtschaft, am Beispiel der Regionalwert AG Freiburg alternative Finanzierungs- und Bilanzierungskonzepte thematisiert. Besonders Nicolas Barthelmé, der Gründer der Verbraucherinitiative „Du bist hier der Chef“, und Julia Unseld, Inhaberin und Geschäftsführerin von KornMühle BioLaden und BioBäckerei, sorgen in diesem Jahr für angeregte Diskussionen.

 

Vorträge, Exkursionen und Austausch mit Experten: Das Konzept kommt bei den 22- bis 49-Jährigen gut an. Lisa, 36, studierte Sozialwissenschaftlerin, will künftig in der Bio-Branche arbeiten und schätzt die Möglichkeit, sich zu orientieren. „Ich lerne hier total viel“, sagt Eva, 24, Studentin der Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft, „und wir lernen auch voneinander.“ Das ist ganz im Sinne der Akademie Schloss Kirchberg, dem Bildungs- und Sozialwerk der BESH. „Die Teilnehmer sind immer begeistert von den Exkursionen und dem Austausch untereinander sowie mit den Experten“, sagt Astrid Heid, Bereichsleitung Seminare. „Auch danach bleiben viele miteinander in Kontakt, diese Netzwerke sind ja ebenfalls ein Ziel der Sommerschule.“

 

Das Bewerbungsformular und weitere Infos für die Sommerschule 2021 im Frühjahr auf der Website www.schloss-kirchberg-jagst.de/sommerschule