In kleinen Grüppchen schwärmen die Schwäbisch-Hällischen Weideschweine zur Futtersuche aus. In kleinen Grüppchen schwärmen die Schwäbisch-Hällischen Weideschweine zur Futtersuche aus.

Hoch über dem idyllischen Bühlertal liegt die Prinz-Charles-Weide. Ihr Name erinnert an den Besuch des britischen Thronfolgers bei den Hohenloher Bauern im Jahr 2013. Dort sind jetzt neue Bewohner eingezogen: 35 Schwäbisch-Hällische Weideschweine.

Das Bühlertal ist eine Hohenloher Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Der kleine Fluss schlängelt sich durchs schmale Tal, an seinen Seiten erheben sich - immer wieder von Steinriegeln und Büschen durchbrochen - satte Wiesen, die zur Hangkante hin in Wald übergehen. Die Beweidung durch Rinder, Schafe und auch Schweine schützt die alte Kulturlandschaft vor dem Versteppen.

Den Schwäbisch-Hällischen Weideschweinen ist die Schönheit ihrer Umgebung egal. Schweine können ohnehin nicht gut sehen. Aber ausgezeichnet riechen. In kleinen Grüppchen schwärmen die rosafarbenen Tiere mit den schwarzen Hintern und schwarzen Köpfen aus und graben auf der Suche nach Leckerbissen mit ihren kräftigen Rüsseln die Erde um. Auf und im Boden ist zu finden, worauf sie Appetit haben: Gras, Wurzeln, Eicheln, Kräuter und Beeren.

„Schweine sind vor allem morgens und gegen Abend aktiv“
Rudolf Bühler, Bio-Landwirt

„Schweineparadies“, so nennt es Rudolf Bühler, Bio-Landwirt und Retter der alten Landrasse. Ihm gehören die sechs Hektar große Demeter-Weide und die Schwäbisch-Hällischen, die hier bis in den späten November zuhause sind. Bühler hat Recht. In Freiheit können sie sich so verhalten, wie es Schweine gerne tun. Lange und ausgiebig schlafen beispielsweise. „Schweine sind vor allem morgens und gegen Abend aktiv“, erklärt der Bio-Bauer.

Vor der Witterung schützen drei zeltartige Holzhütten. In die dick mit Stroh eingestreuten Behausungen ziehen sich die Schwäbisch-Hällischen nachts, bei starkem Regen und vor allem bei starker Sonneneinstrahlung zurück. Schweine können nämlich nicht schwitzen und vertragen daher keine Hitze.

Gerne bedienen sich die Schweine beim grün gestrichenen Futtersilo am Gatter. In die Tröge rieseln regional angebauter, gentechnisch unveränderter Gerste- und Weizenschrot sowie – die Lieblingsspeise von Schweinen - getrocknete und geschrotete Eicheln. Die haben Schulklassen und Rentnergruppen zuvor im Herbst in den Wäldern gesammelt und gegen ein kleines Entgelt bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall abgeliefert.

Beim Futtern wippen im Takt die langen, über den kleinen Augen liegenden Schlappohren. Zwischendurch nimmt immer wieder eines der Tiere einen Schluck Wasser, das auf Rüsseldruck aus einem Spender fließt. Schweine sind nämlich Vieltrinker.

Ein täglicher Kontrollgang auf der Weide ist Pflicht. Überprüft wird, ob die Tiere wohlauf sind, ob die Futter- wie Wasserzufuhr funktionieren und der Doppelzaun unversehrt ist. Der ist nämlich Vorschrift. Eine einzige Absperrung könnten die Schweine untergraben und damit in Kontakt mit möglichen Krankheitserregern wilder Verwandter kommen.

 

Rudolf Bühler und seine Schwäbisch-Hällischen Weidescheine: Die Holzhütten mit Stroheinstreu schützen die Tiere vor der Witterung.

 

Ursprünglich lebten die Vorfahren der heutigen Hausschweine auf der Weide oder in Wäldern. Diese Haltung, Hute genannt, hat bis heute etwa in Spanien Tradition, wo der berühmte Schinken Pata Negra erzeugt wird. Auch in Hohenlohe trieben noch bis in die 1940er Jahre die Hirten ihre Schweine über die abgeernteten Getreidefelder und in die Eichen- und Buchenwälder. Diese Tradition haben Bühler und einige Kollegen wiederbelebt. Den Schwäbisch-Hällischen Schweinen gefällt’s, das ist offensichtlich.

Hier können Sie virtuell die Schwäbisch-Hällischen auf der Weide beobachten:
https://youtu.be/dcKCwu-r_fQ

Für Besucher gut erreichbar und nahe der Autobahn 6 (Ausfahrt Wolpertshausen) ist diese Weide mit Schwäbisch-Hällischen Schweinen gelegen: 49°10'22.0"N 9°51'20.8"E. Parkplätze gibt’s im Industriegebiet oder am Regionalmarkt Hohenlohe.