Auf der Rinderweide

„Ich will Hörner!“ Damit meint Klaus Süpple natürlich nicht sich selbst, sondern seine Rinder. 170 (überwiegend) behornte Mutterkühe und ihre Kälber lässt der Bio-Landwirt aus Bossendorf bei Schrozberg den Sommer über unter anderem im Bühler- und Fischachtal weiden. Diese Haltung ist bei Boeuf de Hohenlohe Vorschrift – wie auch Stroh im Stall, Anbindeverbot und gentechnisch unverändertes Futter.

 

Der 45-Jährige ist geschäftsführender Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Boeuf de Hohenlohe. Rund 100 Landwirte, auch solche im Nebenerwerb, gehören ihr an;  rund 40 Prozent von ihnen sind Bio-Landwirte. Süpple ist Agrarbetriebswirt und Bauer mit Leib und Seele. Wir fahren zu einer Weide oberhalb von Niederstetten. Steinriegel zwischen den Flächen zeugen davon, dass hier früher mal Wein angebaut wurde. „Die Flächen waren verbuscht“, er zeigt auf einen Hang, „jetzt werden sie wieder beweidet und die Landschaft bleibt erhalten.“ Dafür werden die Bauern vom Staat auch entlohnt.

 

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Mit einem Eimer in der Hand – „Rinderleckerli“, sagt er und lacht verschmitzt – öffnet der Landwirt das Gatter. Wir müssen draußen warten und verstehen bald warum. Hoch oben am Hang recken schon die ersten Kühe und Rinder ihr Köpfe. Auf seinen Ruf hin galoppieren mehrere Familien den Hang herunter: Kühe, Kälber und auch der gewaltige Bulle. Süpple tätschelt ihm liebevoll die Flanken und ruft uns über die Schulter zu: „Fremde würde er hier nicht mögen.“ Das glauben wir gerne. Im Nu sind die Leckerlis verputzt. Gemütlich grasend ziehen die Tiere weiter.

 

Boeuf de Hohenlohe ist übrigens keine Rasse, stellt Süpple klar, sondern eine Haltungsform. Der französische Name entstand Mitte des 18. Jahrhunderts. Bauernpfarrer Johann Friedrich Mayer (1719-1798) aus Kupferzell führte im Hohenlohischen die verbesserte Drei-Felder-Wirtschaft ein. Statt die Felder nach Winterung und Sommerung brach liegen zu lassen, bauten die Bauern Klee an. Die Folgen: Die Leguminosen, wie die Hülsenfrüchtler genannt werden, verbesserten den Nährstoffgehalt der Böden und die Landwirte hatten ein Drittel mehr Futter für ihre Tiere.

 

Die blühende Ochsenmast der Hohenloher Bauern nahm ihren Anfang. Ab dem Jahr 1780 sind wöchentliche Triebe mit bis zu 200 Tieren zu den Schlachtviehmärkten in Paris verbürgt. In der Blütezeit des Ochsenhandels wurden jedes Jahr sogar bis zu 70 000 Ochsen aus Hohenlohe in die Metropole an der Seine getrieben, das Boeuf de Hohenlohe war in aller Munde – zumindest derer, die sich das edle Fleisch leisten konnten. 1996 ließ die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Boeuf de Hohenlohe die Tradition wieder aufleben.

 

Die Rinder der Erzeugergemeinschaft gehören zu den heimischen Rassen: Fleckvieh, Gelbvieh und Limpurger. Letztgenannte, erklärt der Landwirt, sind besonders für die Weidehaltung geeignet, denn sie verursachen kaum Trittschäden. „Die haben aber auch ihr Gutes“, sagt Süpple, „Wildkräuter haben eine Chance, nach oben zu kommen.“ Er ist halt Biobauer durch und durch.