Gutes Essen, arme Erzeuger

Der aufgeklärte Verbraucher will Lebensmittel bester Qualität aus korrekter Herstellung. Standards und Kennzeichnung sollen dies transparent machen. Eine Tagung mit dem Titel „Gutes Essen – arme Erzeuger: Wie die Agrarwirtschaft mit Standards die Nahrungsmärkte beherrscht“ auf Schloss Kirchberg (Kreis Schwäbisch Hall) setzt sich mit der Vielzahl der Labels und ihren Folgen für die Erzeuger auseinander. Sie wendet sich an Landwirte, Verbraucher sowie entwicklungs- und agrarpolitisch interessierte Menschen.

 

Der Landwirt von heute, ob in Baden-Württemberg oder in Afrika, muss sich den modernen Marktanforderungen unterwerfen. Doch sieht er auch etwas von den Zusatzerlösen? Zugleich gehen die vielen Auflagen mit erheblichen Kosten für die Erzeuger einher. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer der neuen Ansprüche mit Siegel? Und kann man den Versprechungen der Siegel wirklich trauen?

 

Kleinerzeuger und arme Bauern auf der Welt können die komplizierten Verfahren, um eine „Zertifizierung“ zum Erwerb eines Siegels zu erfüllen, besonders schwer erfüllen. Arme Verbraucher in Afrika, Asien und Lateinamerika können sich die teuren Lebensmittel nicht leisten. Die modernen Märkte drohen die Masse der Lieferanten und Konsumenten auszuschließen. Wie soll man bei solcher elitären Entwicklung die Welt noch ernähren?

 

Der Staat hat es der Privatwirtschaft überlassen, die Nachhaltigkeit des Ernährungssystems selbst zu regulieren. Bestimmt wird das Standard-/Zertifizierungs-/Labelingsystem von den großen Supermarktketten der Welt. Sie wälzen die Haftungsrisiken ab auf die letzten Glieder der Nahrungskette, die Milliarden Familienbetriebe in der Landwirtschaft und das kleine Nahrungsmittelgewerbe.

 

Mit diesen Zusammenhängen setzt sich eine Tagung auf Schloss Kirchberg auseinander, die von der Bauernschule Hohenlohe und der Stiftung Haus der Bauern des Gründers der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH), Rudolf Bühler, veranstaltet wird. Zum Auftakt zeigt am Freitag, 3. Juni, Ulrich Hoffmann in seinem Vortrag die weltweiten Trends auf. Hofmann ist am Forschungsinstitut für ökologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz als Chefökonom in Nachhaltigkeitsfragen tätig und als Seniorberater beim UN Forum zu Nachhaltigkeitsstandards aktiv. Der Eintritt zu der Abendveranstaltung ist frei; Beginn: 18 Uhr.

 

Am Samstag, 4. Juni, stellen ab 9 Uhr zwei Autoren von Brot für die Welt ein neues Fachbuch zu dem Thema vor. Im Anschluss berichten Franciso Mari (Brot für die Welt, Berlin) und Christoph Zimmer (Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall) von den praktischen Erfahrungen mit dem System. Die Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro.

 

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.hdb-stiftung.com