Von Beruf Schäfer

Dreimal im Jahr wird der am Fuß der Limpurger Berge gelegene Landschaftspflegehof zum Kindergarten. Im Frühjahr, Frühsommer und im Spätherbst bringen die Mutterschafe hier ihre Lämmer zur Welt. Chef der rund 850 Tiere starken Herde ist Daniel Voigt.

 

Seit mehr als 25 Jahren bewirtschaftet Familie Voigt – neben Daniel Voigt seine Frau Christine und Vater Manfred - den Hof, der zwei Gemeinden im Kreis Schwäbisch Hall gehört. Die Schafe sind eine Kreuzung zwischen den Rassen Merino und Dorper. „Beide sind asaisonal, das heißt, sie können rund ums Jahr Junge bekommen“, erklärt der Senior.

 

Das ist für die Erzeuger wichtig, denn Lammfleisch ist hierzulande ein Saisonartikel – rund um Ostern und zur Grillzeit begehrt, sonst aber weniger gefragt. Das soll sich ändern, für die Vermarktung wurde eigens die Erzeugergemeinschaft Hohenloher Lamm (eine Untergruppe der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall) gegründet, in der die Hohenloher Schäfer organisiert sind. Vier bis sechs Monate alt sind die Lämmer, wenn sie im Erzeugerschlachthof in Schwäbisch Hall geschlachtet werden.

 

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Selbst für Spätherbst-Lämmer gilt tagsüber: Tagsüber geht’s raus. Und so treiben die Voigts – unterstützt von Altdeutschen Schäferhunden - allmorgendlich Mutterschafe und Lämmer auf eine nahe gelegene Weide. Dabei hilft auch Sohn Benjamin mit. Ihren Wetterschutz bringen die Tiere praktischerweise mit: „Unsere Schafe brauchen die Wolle, um durch den Winter zu kommen“, sagt Daniel Voigt lachend. Ansonsten ist das Material leider nicht mehr gefragt, gerade mal 80 Cent gibt’s pro Kilogramm Wolle – die Einnahme deckt nicht einmal die Schur.

 

Die Nacht verbringen die Lämmer mit ihren Müttern übrigens dann wieder im Stall, der dick mit Stroh eingestreut ist. Gefüttert werden die Schafe mit Stroh, Silage und etwas trockenem Brot und trockenen Brezeln oder Brötchen. Das sind richtige Leckerbissen. Christine Voigt rührt Milchpulver in einem Eimer an. Damit bringt sie besonders klein geratene Lämmer durch oder solche, die ihre Mutter verloren haben. Dankbar strecken die kleinen Tiere ihre Mäulchen dem Schoppen entgegen.

 

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Haupterwerb des Betriebs ist der Erlös aus der Landschaftspflege. Etwa 80 Prozent ihres Einkommens erzielen die Voigts mit der Beweidung unwirtschaftlicher Flächen. Diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Schäfer honorieren Land und Europäische Union etwa mit Mitteln aus dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl sowie aus der Landschaftspflegerichtlinie. Um die steilen Flusstäler im Hohenloher Land zu beweiden, ist Vater Manfred Voigt das ganze Jahr über bei Wind und Wetter als Wanderschäfer im Einsatz. An diesem Tag treffen wir ihn einige Kilometer vom Hof entfernt auf einer steil gelegenen Streuobstwiese.

 

Ganz in der Nähe, im Tal haben die Schafe in einem Gatter die Nacht verbracht. Beschützt wurden sie von zwei Herdenschutzhunden – weiße Riesen, die den Wolf abwehren sollen. Manfred und Daniel Voigt sind auf diesem Gebiet Pioniere, zwei Jahre lang haben sie in einem Pilotprojekt mit dem Landesschafzuchtverband und dem Naturschutzbund die Arbeit mit diesen besonderen Hunden getestet. Sie sind gewappnet, sollte eines Tages einer dieser Räuber in der Region auftauchen.