Ausgebüxt: Ein Lamm frisst außerhalb des Gatters Heu. Ausgebüxt: Ein Lamm frisst außerhalb des Gatters Heu.

Schafhaltung hat in Hohenlohe Tradition. Die Tiere sorgen dafür, dass die steilen Hänge der Flusstäler nicht versteppen. Bald kommen die Schafe wieder auf die Weiden. Ein Besuch bei Gunther Krauß in Wermutshausen bei Niederstetten, der Koppelschafhaltung betreibt.

Tief hat sich der Ebertsbronner Bach in die Hochebene eingegraben. Wie in einem Trichter liegt das kleine Dorf Wermutshausen mit Bauernhäusern, Stallungen und österlich geschmücktem Ortsbrunnen. Hier liegt der Hof von Gunther Krauß, der mit 70 Schwäbisch-Hällischen Sauen Ferkel erzeugt und mästet. Und eine Herde von Schafen hält.


Der Landwirt mit Töchterchen Lina auf dem Traktor erwartet den Gast bereits. Dann geht’s hinauf zum Stall, in dem der Bauer im Winter seine Schafe hält. Die steilen Hänge – sieben bis acht Hektar gehören zum Hof, dazu noch einmal acht Hektar Wiese auf der Fläche – haben den 52-Jährigen seinerzeit aufs Schaf kommen lassen. „Ich mache die Schäferei zum Zeitvertreib“, sagt Krauß, „und damit die Berge sauber sind.“



Im hinteren Teil des Stalls stehen landwirtschaftliche Geräte, der vordere gehört den Schafen. 87 Muttertiere und ihre Lämmer sowie zwei Böcke gehören zur Herde. „Und mein Bock“, sagt die elfjährige Lina, die das Tier liebevoll streichelt. „Den hat sie mit der Flasche aufgezogen“, erklärt der Vater, „deshalb hab‘ ich ihn nicht verkaufen dürfen.“ Gunther Krauß öffnet an der zum Dorf gewandten Seite die Schiebetüre des Stalls, um Licht hereinzulassen.

Ein friedliches Bild. An einer großen Raufe zupfen einige Schafe mit langen Hälsen duftendes  Heu aus dem Gitter. Andere haben sich auf dem dicken Strohbett abgelegt, drum herum tollen Lämmer. Angst vor Menschen, so scheint’s, haben die Tiere nicht. Neugierig knabbern  sie an der Hose oder versuchen ein Blatt vom Notizbuch zu stibitzen. „Ich müsste mehr Zeit für sie haben“, an ein Gatter gelehnt beobachtet der Bauer zufrieden seine Tiere.



Jetzt, im Frühling sind die meisten Schafe frisch geschoren, Gunther Krauß holt sich Lohnscherer zur Hilfe. Die Wolle verkauft er, sie wird zu Pellets gepresst und als ökologischer Landzeitdünger eingesetzt. Viel Geld bringe das nicht, sagt der 52-Jährige, aber Schafwolle ist heutzutage eben nicht mehr gefragt. Winterarbeit ist auch die Klauenpflege und die Reparatur der Zäune, bevor die Herde demnächst hinaus auf die steilen Weiden darf. Den Transport bewerkstelligen sie von allein, der Bauer fährt mit dem Traktor voraus und die Tiere folgen ihm.



„Schafe sind Rasenmäher, die ihren Fuhrpark von allein vergrößern“, der Landwirt grinst. Die Muttertiere, Merinoschafe, lässt er von einem Île de France-Bock decken, „das gibt mehr Fleisch“. Einmal, manchmal auch zweimal im Jahr lammen die Schafe. Nach sechs, sieben Monaten transportiert Krauß die ausgewachsenen Lämmer zum Erzeugerschlachthof in Schwäbisch Hall. Er ist eines von über 100 Mitgliedern der Erzeugergemeinschaft Hohenloher Lamm, die sich 2013 der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall angeschlossen haben. „Gute Lämmer sind gesucht“, sagt der Bauer. Mit 6,70 Euro pro Kilo Lammfleisch ist Gunther Krauss zufrieden. „Jammern bringt nichts, das bringt mir auch nicht mehr Geld.“ 

Und will Lina, die ihrem Vater bei den Schafen zur Hand geht, auch einmal Schäferin werden? Ihr begeistertes „Ja“ kommt ohne Zögern.