Im Jahr 1995 ist die Bauersfamilie Kubach auf eine Anhöhe über dem Ort Langenbeutingen bei Öhringen ausgesiedelt. Heute betreiben Hofbesitzer Rainer Kubach (44) und sein Bruder Markus (38) den Rimmlingshof und liefern Heumilch an die Dorfkäserei Geifertshofen.
Der Name des Hofs geht auf das Rimmlingsbächle zurück, an dem auch Weiden des Milchviehbetriebs liegen. An diesem Tag sind die 85 Fleckviehkühe der Kubachs aber im großen Laufstall geblieben. „Hof nahe Flächen und alles, was man schlecht mähen kann, weiden die Rinder ab“, erklärt Rainer Kubach, „aber gestern Abend und heute morgen hat es einfach zu viel geregnet.“ Die Niederschläge haben freilich auch ihr Positives: „2020 war es bei uns am schlimmsten, furchtbar trocken, aber in diesem Jahr haben wir Heu ohne Ende.“
Denn ohne Heu geht auf einem Heumilchbetrieb gar nichts. Im Unterschied zu konventionellen Milchbauern füttern Heumilchbauern ihren Tieren keine Silage, sondern nur artenreiches Heu und etwas Kraftfutter; auf den Wiesen versorgen sich die Kühe zudem mit Grünfutter. Doch Heumachen ist stark wetterabhängig. Erfahrung und Können sind vonnöten, um hochwertiges Heu herzustellen. Mit einer großen Investition haben sich die Kubachs ein Stück weit unabhängiger vom Wetter gemacht.
60 mal 20 Meter misst die moderne Heutrockenanlage, bis zum First ist der Holzbau zwölf Meter hoch. „Zwischen der Photovoltaikanlage und dem Dach sauge ich die warme Luft ab und führe sie von unten in die Trocknungsboxen“, sagt der Landwirt. Bei schlechtem Wetter und in der Nacht unterstützt ein Luftentfeuchter die Anlage. „Gestern haben wir 160 Ballen gepresst, um Platz zu schaffen.“
„Artenreiches Heu braucht’s für die Futterqualität“
Rainer Kubach, Demeter-Landwirt
Im Innern riecht es angenehm nach Heu, der Staub kitzelt ein bisschen in der Nase. Rainer Kubach erklärt die Heuernte: „Zuerst wird gemäht, dann zweimal zum Trocknen gekreiselt.“ Noch „zäh“, also etwas feucht wird das Gras, das später zu Heu wird, in die Anlage gebracht. „Damit bleiben die wertvollen Blätter der Kräuter und des Klees erhalten.“ Der Landwirt greift sich eine Handvoll und demonstriert, wie artenreich das Heu ist. „Das braucht’s für die Futterqualität, und mit gutem Futter bleiben unsere Kühe gesund und geben gute Milch.“ Die ist im übrigen als Heumilch g.t.S. sogar EU-weit geschützt.
2006 hat der Agrarwissenschaftler den ursprünglich konventionellen Rimmlingshof auf die ökologische Wirtschaftsweise umgestellt, seit dem Jahr 2019 ist er Demeter zertifiziert. Das heißt: Die Milchkühe behalten ihre Hörner, was die Dorfkäserei Geifertshofen mit dem so genannten Hörnerbonus belohnt. Und das heißt, dass die Milchkühe neben gutem Heu viel Platz benötigen. Den Aufwand vergütet die Dorfkäserei Geifertshofen mit dem höchsten Milchpreis bundesweit: 62 Cent pro Liter, in der konventionellen Milchwirtschaft sind es derzeit rund 36 Cent.
Rainer Kubach führt in den Stall. Hier zeigt sich, wieviel Herzblut in der Landwirtschaft steckt. „Das da ist Flavia mit den beiden Kälbern, und da hinten liegt Flowi, ihre Großmutter.“ Die Milchkuh mit dem schönen Euter bringt es auf das stattliche Alter von 15 Jahren. Rainer Kubach klopft ihr die Flanke: „Mit ihr haben wir fünf Generationen im Stall“, sagt er stolz. Dann geht er in eine kleine Bucht und zeigt einen hübschen Neuankömmling, ein Kälbchen der Rasse Limpurger. Mit großen Augen und ohne Scheu mustert das Kleine die Besucher und versucht, an der Hand zu saugen.
Vom tierischen Kindergarten geht’s zu dem der Menschenkinder. Neben dem Wohnhaus, in dem der Landwirt mit seinen drei Kindern lebt, liegt nämlich der Naturkindergarten „Die Rimmlinge“. Rainer Kubach hat das Projekt initiiert und das Gelände an die Gemeinde verpachtet. Hier dürfen 20 Kinder, betreut von zwei staatlich anerkannten Erziehern, toben, klettern, im Hausgarten wühlen und auf dem Rimmlingshof mithelfen. Landwirtschaft zum Anfassen.
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