Bernd Ehrmanns Limousin-Kühe und -Kälber suchen auf der 20 Hektar großen Weide den Schatten der Bäume. Bernd Ehrmanns Limousin-Kühe und -Kälber suchen auf der 20 Hektar großen Weide den Schatten der Bäume.

Die Idylle würde als Schauplatz für einen Western taugen. Soweit das Auge reicht erstreckt sich die Weide bis zum Burgbergwald. Auf der Fläche galoppiert Besuchern eine Herde goldbrauner Kühe mit ihren großäugigen Kälber entgegen: die Limousin vom Ölhaus.

Herr über die Herde ist Bernd Ehrmann, Zuerwerbslandwirt mit Haupterwerb als Großvieheinkäufer bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Ökologischer Landbau und Mutterkuhhaltung lassen sich mit diesem Job gut vereinbaren. „Mein Vater hatte den Betrieb im Vollerwerb mit Milchkühen, das wäre für einen Nebenerwerb zu arbeitsintensiv “, sagt der Bio-Landwirt, diplomierter Wirtschaftsingenieur Agrarmarketing und -management, „mit dieser Kombination habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Bio-Landwirt Bernd Ehrmann mit Zuchtbulle Picador.

Mutterkuhhaltung, das heißt, das Kalb bekommt die gesamte Milch und bleibt bis zu acht Monate bei der Kuh, dann erst wird es von ihr getrennt. Von Frühjahr an bis tief in den Herbst leben die 35 Limousin-Kühe samt Nachwuchs auf der Weide, begleitet von dem mächtigen Zuchtbullen Picador. Respektvoller Abstand ist Fremden angeraten. Doch Bernd Ehrmann darf den drei Jahre alten Limousin-Bullen am Rücken kraulen, der sich das offensichtlich gerne gefallen lässt: „Mein Zuchtbulle weiß, dass es einen über ihm gibt, und das bin ich.“

Picador wird den Hof bald verlassen müssen. Ehrmann zuckt bedauernd mit den Schultern: „Sonst gibt’s Inzucht.“ Der stolze Bulle wird aber nicht geschlachtet, sondern künftig in einer anderen Herde von Limousin-Kühen seinen Dienst tun. Auch die jungen Bullen müssen von der Herde getrennt werden. Die Tiere leben in einem großen, mit Stroh eingestreuten Stall am Hof mit direktem Zugang zu einer Weide. Den nutzen die Jungbullen bei heißen Temperaturen nur abends und in der Nacht, den Tag verbringen sie lieber im kühlen Inneren. Einige von ihnen wird der Bio-Landwirt ebenfalls als Deckbullen an Interessenten verkaufen.

„Bei minus 15 bis plus 15 Grad Celsius fühlen sich Rinder am wohlsten“
Bernd Ehrmann, Bio-Landwirt

Limousin-Rinder sind genügsam und anspruchslos, das hat bei Ehrmann den Ausschlag für die aus Frankreich stammende Fleischrasse gegeben. Geschlachtet werden die männlichen Tiere im Alter von 20 bis 22 Monaten im Erzeugerschlachthof in Schwäbisch Hall. Dann bringen sie stolze 400 bis 440 Kilogramm auf die Waage. Die weiblichen Schlachttiere sind rund zwei Jahre alt und wiegen 290 bis 350 Kilogramm. Der Absatz floriert, Bio-Rindfleisch ist derzeit gefragt, erklärt der Experte, der seit 2001 Mitglied beim Öko-Verband Ecoland ist.

Ein Limousin-Jungbulle frisst im Stall Heu.

Bernd Ehrmann bewirtschaftet Wiesen und ökologisch wertvolle Wildäcker. Alle Flächen liegen am oder nahe beim Hof, das macht das Arbeiten einfacher. Heu (erster Schnitt) und Öhmd (zweiter Schnitt) lagern in der Scheune, in große Rundballen gepresst. Das Winterfutter muss der Bio-Bauer in diesem heißen Sommer aber schon auf der Weide und im Stall zufüttern; die Weide gibt den Tieren nicht mehr genügend Nahrung. Ohnehin leiden die Tiere unter der Hitze: „Bei minus 15 bis plus 15 Grad Celsius fühlen sich Rinder am wohlsten.“

Stroh für den Stall und das wenige benötigte Getreide bekommt Bernd Ehrmann von einem benachbarten Bio-Landwirt, dem er wiederum den wertvollen Bio-Mist der Rinder liefert. Alles ist effizient organisiert, daher kann Bernd Ehrmann die Tierhaltung weitgehend in Eigenregie managen. Ehefrau Katja unterstützt ihn in der Buchhaltung und Mutter Magdalene kümmert sich um das gepflegte Anwesen mit dem großen Garten. Die vier Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren haben das Kuhgen noch nicht entwickelt, noch schlägt ihr Herz mehr für Fußball: „Das kann ja noch werden.“

Eine Erklärung ist uns der umtriebige Bio-Landwirt aber noch schuldig. Warum heißt der hübsche Weiler zwischen Ilshofen und Crailsheim Ölhaus? Ganz einfach: „Früher haben die Menschen hier Baumharz zu Öl verarbeitet.“