Im Frühjahr war es noch grün: Weiderinder von Familie Böhm. Im Frühjahr war es noch grün: Weiderinder von Familie Böhm.

Dunkle Wolken hängen über dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. Ab und zu blitzt die Sonne durch, dann wieder nieselt es. Über Niederschläge will nach diesem heißen Juli aber niemand klagen – auch Erwin und Andreas Böhm im Murrhardter Teilort Steinberg nicht.

Den Rindern, die auf der ans Wohnhaus grenzenden, fünf Hektar großen Weide stehen, tut das kühle Wetter offensichtlich gut. Andreas Böhm pfeift kurz, schon setzen sie sich in Richtung Zaun in Gang. Eine Kuh zupft sich einige Äpfel vom Baum, eine andere streckt dem Landwirt zutraulich den Kopf entgegen. „Die Wohlfühltemperaturen von Kühen liegt zwischen -5 und plus 17 Grad Celsius“, erklärt der 41-Jährige und krault das Tier zwischen den Ohren. Er kennt von allen seinen Kühen die Endnummern der Ohrmarken: „Mit Namen habe ich es nicht so, bin ein Zahlenmensch.“

50 bis 60 weibliche Jungtiere, Färsen genannt, weiden rund 22 Hektar Streuobstwiesen von Privatleuten rund um Steinberg ab – Flächen, die sonst versteppen würden. Nicht gerade eine üppige Nahrung, nach diesen heißen Tagen ohnehin nicht. Daher kommen die der alten Hohenloher (Zweinutzungs-)Rasse Fleckvieh im Herbst in den Stall, sagt Andreas Böhm: „Dann fleischen sie auf.“ Im Winter transportiert der Landwirtschaftsmeister die ausgemästeten bœuf de Hohenlohe selbst zum Schlachthof der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. „Seit 2003 gehen alle meine Tiere dorthin.“

„Ordnung kostet nichts“
Andreas Böhm, Landwirtschaftsmeister

60 Hektar Grünland liefern Heu und Silage, 18 Hektar Ackerland etwas Getreide, Silomais und Kleegras: „Das brauchen wir fürs Futter“, sagt Andreas Böhm. Der 72-jährige Seniorchef ergänzt: „Morgens und abends bekommen die Tiere im Stall zusätzlich Grünfutter.“ Auf den Weiden ist jetzt nicht mehr viel zu holen. Die Trockenheit in diesem Sommer ist auch bei Andreas und Erwin Böhm ein Thema. „Es ist so schlimm wie in den letzten Jahren, für den Mais zum Teil noch verheerender“, bilanziert Andreas Böhm. Schon jetzt mussten sie auf Silovorräte zurückgreifen.

Blick in den großen Offenstall.

1975 ist die Familie von der Ortsmitte auf den rund 80 Ar großen Hof mit dem Wohnhaus und den zwei Ferienwohnungen am Ortsrand von Steinberg gezogen – und doch dürfen die Landwirte hier nicht erweitern: „Wir sind ein Aussiedlerhof mitten im Ort“, sagt Andreas Böhm. Und ein Vorzeigebetrieb: Die Strohballen in der Scheune sind akkurat gestapelt, nichts liegt herum. Der Landwirtschaftsmeister lacht über das Kompliment: „Ordnung kostet nichts.“

Im großen Offenstall käuen auf der linken Seite rund 50 Mastbullen genüsslich ihr Futter, auf der rechten Seite stehen 85 Milchkühe. Direkt daran schließt sich der 2009 gebaute Melkstand an. Hier ist Platz für jeweils zwölf Tiere auf beiden Seiten. „Die Technik heißt swing over, jede Melkeinheit wird für zwei Seiten eingesetzt“, erklärt der Landwirtschaftsmeister, „damit nutze ich die Technik maximal aus.“ Eineinviertel Stunden verbringt er morgens und abends hier. Rund 6000 bis 7000 Liter Milch pro Kuh und Jahr gehen an die Molkerei Hofgut in Schwäbisch Hall.

Andreas Böhm mit einer Kuh.

Auf dem Hof arbeitet auch die Australien-Shepard-Hündin Finja: „Sie hilft beim Kühetreiben an den Melkstand oder auf die Weide“, sagt Andreas. Da kommt Finja auch schon angesprungen und macht die Landwirte darauf aufmerksam, dass sich im Stall was tut. Eine Kuh kalbt und benötigt möglicherweise Geburtshilfe. „Die Füße des Kalbs sind ziemlich groß“, beurteilt Erwin Böhm die Situation.

Wir müssen uns verabschieden. Per WhatsApp erreicht uns später die Info: Das Kalb ist gesund zur Welt gekommen.