Weidehaltung: Kühe der Hohenloher Heumilchbauern. Weidehaltung: Kühe der Hohenloher Heumilchbauern.

Die Dorfkäserei Geifertshofen hat beim Landespreis für junge Unternehmen den zweiten Platz belegt. Vorständin Nadine Walter-Bühler darf sich über die Anerkennung vonseiten Landesregierung und L-Bank sowie über ein Preisgeld in Höhe von 30 000 Euro freuen.

Ein junges Unternehmen, wie der Preistitel nahelegt, ist die Dorfkäserei Geifertshofen freilich nicht. 1998 gegründet, rutschte sie im Jahr 2014 wegen eines nicht funktionstüchtigen Reifekellers in die Insolvenz. Ein Großteil der Ware war nicht mehr verkäuflich. Die Heumilchbauern verloren ihre Einlage und das Milchgeld für drei Monate. Da ergriff Rudolf Bühler, Chef der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die Initiative für die Rettung der „feinen, kleinen Käserei“.

Eine kleine AG als Solidaraktion von Bauern und Bürgern aus der Region lieferte Kapital für den Neustart der Dorfkäserei Geifertshofen. Die Umsetzung der Sanierung übertrug Bühler der Landwirts- und kurz darauf Schwiegertochter Nadine Walter-Bühler, die bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall als Controllerin arbeitete. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte. Vom ersten Tag an schrieb die Dorfkäserei schwarze Zahlen. Heute beträgt der Umsatz des Unternehmens 4,5 Millionen Euro.

„Die Wertschöpfung bleibt in der Region“
Nadine Walter-Bühler, Vorständin der Dorfkäserei Geifertshofen

Einmal im Jahr werden die 491 Aktionärinnen und Aktionäre zur Hauptversammlung eingeladen, bei der sie sich informieren und ihr jährliches Deputat – ein Kilogramm Heumilchkäse – entgegennehmen. „Die Wertschöpfung bleibt in der Region“, erklärt Nadine Walter-Bühler die Idee der Dorfkäserei Geifertshofen. Das betrifft auch die 30 Arbeits- und Ausbildungsplätze, an denen die Mitarbeitenden mit traditioneller Handwerkskunst und viel Sorgfalt derzeit 260 Tonnen Heumilch (EU-geschützte traditionelle Spezialität) zu biologischen und regionalen Käsesorten verarbeiten.

Die Heumilchbauern der Dorfkäserei Geifertshofen

Gerettet wurden mit der Dorfkäserei Geifertshofen auch und vor allem die mittlerweile 13 Familienbetriebe der Region, die Bioland- und Demeter-Heumilch erzeugen. Ein fairer und garantierter Milchpreis von durchschnittlich 64 Cent sowie Zuschläge wie Hörner- und Umweltbonus sorgen für Planungssicherung auf den Höfen. Schließlich bedeutet die Weidehaltung der Kühe und die Zubereitung von Heu für die Heumilchbauern einen hohen Zeitaufwand. Es erfordert viel Erfahrung und Können, hochwertiges Heu herzustellen. Durch die traditionelle Wirtschaftsweise tragen die Heumilchbauern zum Erhalt der Umwelt und Artenvielfalt sowie zum Erhalt bäuerlicher Landwirtschaft bei.

Bereits zum 14. Mal wurde der mit insgesamt 90 000 Euro dotierte Landespreis vergeben. Ausgezeichnet werden „Persönlichkeiten, die nach wirtschaftlichem Erfolg streben, aber auch einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen und klimaneutralen Gesellschaft leisten, die sich sozial engagieren und nachhaltig wirtschaften“, wie es in den Statuten heißt, „Vorbilder, die anderen Mut machen, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen.“ Fast 600 Unternehmen aus dem Land haben sich in diesem Jahr beworben, zuletzt zehn kamen in die Endrunde.

Unter der Überschrift „weiter denken“ gruppiert die Jury für den Landespreis die Dorfkäserei Geifertshofen ein. Preiswürdig sei, so Laudator und Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Patrick Rapp, dass Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und auch das Soziale gleichrangig seien. Zehn Unternehmen waren nominiert. Der erste Platz und 40 000 Euro gingen an die Ineratec, eine Ausgründung aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT); Platz drei belegte das Inklusionsunternehmen Wasni aus Esslingen.

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