Mit Humus gegen den Klimawandel Ackerprobe: Markus Ehrmann prüft auf dem Feld die Beschaffenheit des Bodens.

„In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen, als es Menschen gibt“, zitiert Markus Ehrmann den bekannten Satz. Um Erde, genauer gesagt um Humus dreht es sich bei unserem Besuch bei dem Landwirt in Herbertshausen, Kreis Schwäbisch Hall.

Die Landwirtschaft ist Verursacherin wie Betroffene des Klimawandels. Doch sie kann auch einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten, denn sie pflegt eines der größten CO2-Reservoirs des Planeten: den Ackerboden. Mehr als 2,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sind in den landwirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands gespeichert, hat das Thünen-Institut im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums im Jahr 2018 erhoben.

Damit ist die Speicherkapazität noch längst nicht erschöpft. Das Umweltprogramm der UN geht davon aus, dass durch Humus mehrende Bewirtschaftungsmethoden jedes Jahr bis zu 4,8 Gigatonnen CO2 gespeichert werden könnten. Das ist die fünffache Menge des Treibhausgases, das in Deutschland pro Jahr ausgestoßen wird. Humus, die organische Substanz des Bodens, wirkt auch darüber hinaus vielfältig: Er fördert die Bodenfruchtbarkeit und Pflanzengesundheit, speichert und liefert Nährstoffe für Pflanzen und erhöht die Wasserspeicherfähigkeit.

„Das Ziel ist, den Anteil von Dauerhumus zu erhöhen“, sagt Markus Ehrmann. Der durchschnittliche Humusgehalt in den Ackerböden Deutschlands liegt zwischen zwei und vier Prozent, beim Grünland zwischen vier und sechs Prozent. „Humusaufbau erreiche ich einerseits durch organische Masse wie Ernterückstände, verrotteten Mist, Gülle oder Zwischenfrüchte und andererseits durch Mikroorganismen“, erklärt der promovierte Agrarwissenschaftler, „die können aber nur leben, wenn sie was zu fressen haben.“

 

„Die Fitness der Pflanzen kann man sogar messen“
Markus Ehrmann, promovierter Agrarwissenschaftler und Landwirt

 

Wer das Bodenleben aktivieren will, muss die Biodiversität auf den Feldern erhöhen. Ehrmann versucht seine Flächen möglichst nie brach liegen zu lassen, sondern sät viele und möglichst verschiedene Zwischenfrüchte sowie Untersaaten wie beispielsweise Gräser. Zudem nutzt er gemeinsam mit seinem Cousin Günter aus Brettheim Komposttee, der mittels einer speziellen Maschine aus Kompost gebraut und dann zwei- bis dreimal jährlich auf die Pflanzen gespritzt wird.

 

Die Kompostteemaschine der Ehrmann-Cousins (links Markus, rechts Günter)

 

Außerdem nutzt er effektive Mikroorganismen, die unter Zugabe von Melasse und Kräutern vermehrt werden. „Diese und weitere biologisch wirkende Produkte zur Aktivierung von Mikroorganismen setze ich beispielsweise bei der Fütterung der Schwäbisch-Hällischen ein, dann sind die Schweine gesünder und fitter.“ Auch die anfallende Gülle und die Felder, auf denen er Wildsamensaaten vermehrt, behandelt er mit effektiven Mikroorganismen. „Das gibt den Pflanzen eine Fitness, die man sogar messen kann.“

Tatsache ist: Humusaufbau ist ein langwieriger Prozess. „Wir stehen erst am Anfang und probieren vieles aus“, sagt der Betriebsleiter: „Ziel ist immer, das Bodenleben zu fördern.“