Birgit Eberhardt treibt einige Schwäbisch-Hällische Jungsauen auf den Hof in Hellmannshofen. Birgit Eberhardt treibt einige Schwäbisch-Hällische Jungsauen auf den Hof in Hellmannshofen.

Im Jahr 1821 ist die Schwäbisch-Hällische Rasse begründet worden. Heute, 200 Jahre später, steht die Zucht nach einer wechselvollen Geschichte wieder gut da. Das hat die älteste Schweinerasse Deutschlands auch der Bauersfamilie Eberhardt zu verdanken.

„Wir haben F, G, zweimal H, zweimal O, R, S und V, also neun Linien, und von jeder Linie einen Eber.“ Wenn Birgit Eberhardt aus Hellmannshofen, einem kleinen Bauerndorf im Hohenlohischen, von ihren Schwäbisch-Hällischen Ebern und Sauen spricht, beginnen ihre Augen zu leuchten. Der Zucht der alten Landrasse gilt ihre Leidenschaft und die ihres Mannes Frieder. „Unser Ältester, Olsen, ist acht Jahre alt und nicht mehr im Dienst“, sagt sie. „Der ist jetzt Rentner“, wirft Sohn Axel lachend ein.

Eine Zucht auf- und auszubauen erfordert viel Wissen von den Landwirten. Die Anforderungen sind in der Zuchtbuchordnung der Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein e.V. festgeschrieben. „Im Rahmen der Reinzucht wird das Zuchtziel ausschließlich durch Selektion und mittels gezielter Anpaarung von selektierten Zuchttieren verfolgt.“ Gentechnische Methoden sind verboten. Jedes Zuchttier ist entsprechend gekennzeichnet, damit seine Identität sicher festgestellt werden kann. Das Zuchtbuch wird staatlich überwacht. Die so genannten Zuchttiere werden auch Herdbuchtiere genannt – sie bilden den Nukleus der Zucht.


„Wir müssen ein Interesse daran haben, dass Linien erhalten bleiben“
Birgit Eberhardt, Züchterin von Schwäbisch-Hällischen


Vor mehr als 30 Jahren sind Frieder und Birgit Eberhardt in die Zucht eingestiegen, heute stehen bis zu 120 Schwäbisch-Hällische Herdbuchsauen in ihren Ställen – von rund 400 insgesamt. Dazu kommen neun Herdbucheber und einige Tiere als Reserve. Alle drei Wochen selektiert Martin Schneider vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst die Jungsauen und kört die Jungeber. Er bewertet, welche Tiere dem Zuchtziel der Schwäbisch-Hällischen am besten entsprechen. Diese bleiben auf dem Betrieb in Hellmannshofen, um ihre guten Anlagen an die Nachkommen vererben. Eigenremontierung heißt das im Fachjargon. Die anderen Sauen verkaufen die Eberhardts an ihre Kunden, die Ferkelerzeuger.

„Wir müssen ein Interesse daran haben, dass Linien erhalten bleiben“, sagt Birgit Eberhardt, „deshalb haben wir auch welche aus Genreserven geholt und wieder aufgebaut.“ Das erfordert viel Kenntnis, Idealismus und Einsatz – auch finanziell. „Wenn ein Jungeber das erste Mal gedeckt hat, lassen wir die Ferkel beispielsweise einer Mastleistungsprüfung unterziehen“, erklärt Frieder Eberhardt. Mit diesen Informationen können die Züchter dann die Leistung des Ebers bewerten. „Zucht ist einfach Arbeit“, sagt Frieder Eberhardt. Und Birgit ergänzt: „Zucht macht aber auch Spaß.“


Bei der Zuchtschweineprämierung zum Hoffest auf dem Sonnenhof Ende August haben die Eberhardts übrigens einen ihrer Eber präsentiert: Heino, Sohn des Eberhardt-Ebers Hansi, Enkel des Eberhardt-Ebers Hanno, geboren am 22. November 2020. Mit der beachtlichen Tageszunahme von 626 Gramm und neun beziehungsweise acht Zitzen (auch diese Anlagen werden vererbt) hat der junge Herdbucheber unter den Schwäbisch-Hällischen Züchtern viel Beifall gefunden. Wer ihn einmal live erleben möchte: Heino lebt jetzt im Schaustall der Schwäbisch-Hällischen im Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen (www.wackershofen.de).