Von Bäuerliche Erzeugergemeinschaft auf Dienstag, 15. August 2023
Kategorie: Unsere Bauern

Bäuerliche Botschafter

Streuobstwiesen dominieren die steilen Hänge des Steinbacher Tals. Zwischen Mainhardter Wald und Waldenburger Bergen hat sich die Ohrn tief ins Gestein gegraben. Am Ufer beim Weiler Ohnholz liegt der Bauernhof von Willi und Karin Messerschmidt.

Das gepflegte Anwesen mit Wohnhaus und mehreren Ställen nimmt rund einen halben Hektar Fläche ein. In einem großen Stallgebäude stehen 45 Milchkühe, Rotbunte und Fleckvieh, für die sich die Familie kürzlich einen Melkroboter angeschafft hat. „Die Kuh geht zum Roboter und entscheidet damit selbst, wann und wie oft sie gemolken werden möchte“, erklärt Karin Messerschmidt. Die Maschine bringe nicht nur eine Zeitersparnis für die Bauern. Die Tiere hätten weniger Stress, im Stall herrsche mehr Ruhe, haben die beiden beobachtet. Ihre Milch liefern sie an die Molkerei FrieslandCampina nach Heilbronn.

Die Bullenkälber werden, gestaffelt nach Alter, in mehreren großen luftigen Offenställen mit eingestreuten Liegeflächen gemästet. Braun-weißes Fleckvieh und Rotbunte, Weißblaue Belgier mit hellem Fell und schwarzen Flecken, goldbraune Limousin: Die vielen Rassen auf dem Hof bilden ein buntes Bild. „Das ist ein bisschen ein Fimmel von uns, wir wollen von allen Farben was“, sagt Willi Messerschmidt und grinst. Den jungen braun-schwarzen Parthenaise-Bullen mit der ausdrucksstarken Zeichnung etwa haben sie vor kurzem zugekauft.

Rund 60 Hektar Grünland bewirtschaftet die Familie, 15 Hektar davon sind Steillagen. Auf dem nun wieder frischen Grün kommen die Weiderinder bœuf de Hohenlohe zum Einsatz. „Der Regen war unsere Rettung“, sagt die Bäuerin, „das Gras ist gewachsen, deshalb konnten wir die Tiere die ganze Zeit draußen lassen.“ Zwischen 40 und 50 weibliche Rinder beweiden die steilen Hänge rund um den Ort Ohnholz. Probleme mit Trittspuren haben sie nicht: „Wenn man das Jahr drauf noch was davon haben will, darf man die Weide nicht überbelegen“, erklärt Karin Messerschmidt. Die Tiere bringen sie regelmäßig auf neue Flächen, damit sich der Grasbestand erholen kann.

Einige Kilometer vom Hof entfernt haben die Messerschmidts in Schuppach mehrere Weiden in Steillage gepachtet. Willi Messerschmidt bringt als Lockmittel zwei Eimer Schrot mit. Kaum hören die sieben Weiderinder den Pick-Up vorfahren, laufen sie aus dem Unterstand an den Zaun. „Alle zwei Tage komme ich her und schaue nach ihnen“, erklärt der Bauer: „Die sollen sich an mich gewöhnen.“ Von Mai bis November leben die bœuf de Hohenlohe auf der Weide; vor Wintereinbruch bringt sie Willi Messerschmidt mit dem Treibwagen zurück auf den Hof. Im Winter steht zusätzlich zur täglichen Stallarbeit die Bewirtschaftung der zehn Hektar Waldflächen auf dem Programm.

Im Alter von 24 Monaten werden die Weiderinder bœuf de Hohenlohe bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall geschlachtet. Einige Tiere verarbeitet Messerschmidts Schwager, ein Metzgermeister, direkt auf dem Hof. Dieses feinfaserige, zarte Fleisch vermarktet die Familie selbst. „Regionales steht hoch im Kurs“, sagt der Bauer, „die Menschen wollen wissen, woher ihr Essen kommt.“ Bei der Abholung bringen Eltern oder Großeltern häufig ihre Kinder mit auf den Hof. „Dann muss man sich Zeit nehmen, ihnen alles erklären“, betont Willi Messerschmidt. Seine Frau Karin, die zudem beim Projekt Lernort Bauernhof mitwirkt, ergänzt: „Das ist doch unsere Kundschaft von morgen.“

Der Bauer (60) ist staatlich geprüfter Wirtschafter für Landbau; seine Frau (54) stammt aus einer Nebenerwerbslandwirtschaft und ist gelernte Bürokauffrau: „Das ist aber nicht so meine Welt, ich will lieber schaffen“, sagt sie und krault liebevoll Molly, die riesige Hütehündin der Rasse Šarplaninac. Das Paar hat zwei Kinder, die 22-jährige Tochter Tina, die neben ihrem Beruf auf dem Hof mithilft, und Sohn Ronny. Der 18-Jährige hat kürzlich mit einer landwirtschaftlichen Ausbildung begonnen. „Es sieht ganz danach aus, dass er eines Tages den Hof übernimmt“, freut sich die Mutter. Ein bisschen verlegen lächelnd stimmt der Vater zu: „Das ist doch unser Lebenswerk!“ Da hat er recht.