Von Bäuerliche Erzeugergemeinschaft auf Dienstag, 20. Juni 2023
Kategorie: Unsere Bauern

Der Bauer, der Streuobstwiesen pflegt

Der erste Schnitt ist geschafft: Rainer Kubach vom Rimmlingshof bei Langenbeutingen und sein Team haben in den vergangenen Wochen 106 Hektar Grünland gemäht oder beweiden lassen. „Die könnten wir gar nicht anders nutzen als mit Rindern“, sagt der Bio-Landwirt.

Das artenreiche Heu dient als Futter für die rund 80 Milchkühe und ihren Nachwuchs, denn Silage kommt auf dem Rimmlingshof nicht in den Trog. Rainer Kubach, Mitglied der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, ist nämlich Heumilchlieferant der Dorfkäserei Geifertshofen. „Zwei Drittel unseres Grünlands sind ökonomisch zu bewirtschaften“, erklärt der Bio-Landwirt, „Hof nahe Flächen und alles, was man schlecht mähen kann, weiden die Rinder ab.“

Wie die neun zutraulichen Fleckviehrinder, die derzeit bei Langenbeutingen insgesamt rund zwei Hektar Streuobstwiesen von Privatleuten beweiden. Im Treibwagen haben die Tiere die rund zwei Kilometer lange Strecke zurückgelegt. An jedem zweiten Tag kontrolliert Rainer Kubach die kleine Herde und ob genügend Wasser vorhanden ist. Weiter geht die Fahrt ins sieben Kilometer vom Hof entfernte Brettach. Hier beginnt bereits der Wein- und Obstbau. Ins Auge fallen aber vor allem die zahlreichen kleinparzellierten Flächen mit Streuobstbäumen. „Das sind die Auswirkungen der Realteilung, die hier vorherrscht.“ Das bedeutet, dass Landbesitz unter den Erben gleich aufgeteilt wird. Die Folge: Die Parzellen wurden stetig kleiner.

 

„Nicht nur das Schaffen, die Logistik ist die Herausforderung“

Rainer Kubach, Bio-Landwirt

 

In der vergangenen Woche haben er und sein Team vor allem diese unwegsamen Flächen gemäht, sagt Kubach: „Fünf Tage lang, zeitweise zu zweit, mindestens 40 bis 50 Stunden.“ Für die Wiesen mit den alten, eng stehenden Obstbäumen hat er extra ein 2,80 Meter breites Mähwerk angeschafft, mit dem großen (10,50 Meter breit) lässt sich hier nicht rangieren. „Wenn du nichts machst, verbuschen die Flächen innerhalb von fünf Jahren mit Brombeeren und Schlehen“, erklärt der Bio-Landwirt, „das ist ein Riesenaufwand, die wieder freizubekommen.“ Rund 50 Flurstücke dieser Art bewirtschaftet das Team vom Rimmlingshof: „Nicht nur das Schaffen, die Logistik ist die Herausforderung.“

 

 

Rainer Kubach steuert eine mitten im Wald gelegene große Wiese an. „Hier haben wir am Samstag gemäht“, der Landwirt greift ins sonnengetrocknete Heu: „Das wird heute geschwadet, nach drei Stunden ist es ganz trocken.“ Schwaden heißt, das Heu reihenförmig zusammenrechen. An diesem Tag soll es noch zu riesigen Rundballen gepresst werden: „Dann sind wir mit dem ersten Schnitt durch, bei guten Flächen schon mit dem zweiten.“

 

 

Der Aufwand ist groß, die Fördermittel gleichen ihn bei weitem nicht aus. Rainer Kubach stört sich aber an etwas anderem: „Die Maßnahmen zielen zu wenig darauf ab, dass jemand etwas ändert.“ Eine Blumenwiesenförderung etwa könne nur beantragen, wer bereits eine solche Wiese besitzt. Was viele von denen nicht wissen, klärt eine Anfrage im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium: Laut Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz (Paragraf 26) besteht eine Bewirtschaftungs- und Pflegepflicht, die auch Streuobstwiesen umfasst. „Zur Verhinderung von Beeinträchtigungen der Landeskultur und der Landespflege sind die Besitzer von landwirtschaftlich nutzbaren Grundstücken verpflichtet, ihre Grundstücke zu bewirtschaften oder dadurch zu pflegen, dass sie für eine ordnungsgemäße Beweidung sorgen oder mindestens einmal im Jahr mähen.“

Ohne Bio-Landwirte wie Rainer Kubach wäre das kaum möglich: „Wer würde denn diese Flächen pflegen, wenn wir es nicht täten?“