Mit der Gründung der Erzeugergemeinschaft Bio-Kräuter, -Gewürze und -Leguminosen wollen die Bäuerlichen den Anbau von Soja in Hohenlohe voranbringen. Zwei Pioniere auf dem Gebiet zeigen interessierten Berufskollegen, dass das hierzulande funktioniert.
80 Prozent der Sojabohnen weltweit kommen aus USA, Brasilien oder Argentinien. Die negativen Auswirkungen des Imports von Soja aus Übersee sind bekannt. Für die Ausweitung der Ackerfläche wurden und werden immer noch riesige Wald- und Savannenflächen umgewandelt. Daher wird die ursprünglich aus China, Japan und Südostasien stammende Sojapflanze zunehmend auch in Europa angebaut. Zwischen 2016 und 2021 hat sich die Anbaufläche in Deutschland von 15 800 auf 34 300 Hektar mehr als verdoppelt. Gut ein Viertel der Anbaufläche wird ökologisch bewirtschaftet.
Das gilt auch für die beiden Mitgliedsbetriebe der Bäuerlichen: Dietmar Lober in Rückertsbronn erzeugt Schwäbisch-Hällische Bioferkel, Manfred Gebert in Löschenhirschbach ist Ferkelerzeuger und Mäster von Schwäbisch-Hällischen Bioschweinen.
Organisiert sind die Hohenloher Biobauern in Ecoland e.V., Verband für ökologische Land- und Ernährungswirtschaft. Andre Hutzenlaub vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Schwäbisch Hall, selbst Biobauer, hat als Ecoland-Berater zum Feldtag eingeladen.
Frühe Reife und gute Standfestigkeit sind die Voraussetzungen, dass sich der Anbau von gentechnisch unveränderter Soja auch hierzulande rechnet. Daran arbeitet die Saatbau GmbH, nach eigenen Angaben Österreichs größter Pflanzenzüchter und Saatguterzeuger. Das Unternehmen hat den beiden Soja-Pionieren dreierlei Saatgut zur Verfügung gestellt. Schilder mit den Schriftzügen „Adelfia“, „Aurelina“ und „Abelina“ teilen den fünf Hektar großen Acker bei Rückertsbronn in Parzellen. Am 29. April hat Dietmar Lober gesät, mittlerweile sind die großblättrigen Pflanzen etwa 30 Zentimeter hoch. Wer genau hinschaut, kann bereits zarte lilafarbene Blüten ausmachen, die später zur begehrten Schote wachsen.
Hans-Albrecht Müller von der Saatbau GmbH wirbt bei den Landwirten für den Anbau: „Ich erwarte einen Boom auf Soja.“ Zudem helfe die Eiweißpflanze, eine gesunde Fruchtfolge einzuhalten. Müller greift sich eine Pflanze und demonstriert: An den Wurzeln haben sich Knöllchenbakterien gebildet, die den Stickstoff aus der Luft binden und ihn den Pflanzen zur Verfügung stellen. Der Anbau verlange den Landwirten aber einiges ab. Die Samen müssen mit speziellen Bakterien geimpft werden, die Ernte ist erst nach dem Toasten für Schweinefutter verwertbar. Dafür sprächen jedoch, dass bei der Sojapflanze bisher nur wenige Krankheiten beobachtet wurden.
Biobauer Kevin Kozel aus Dörzbach baut in diesem Jahr zum ersten Mal die Eiweißpflanze an. Er mustert den Loberschen Acker und zuckt bedauernd mit den Schultern: „Wir haben steinige Böden, bei uns steht der Soja noch nicht so gut da.“ Das gilt auch für den 6,5 Hektar großen Acker von Manfred Gebert im Landkreis Hohenlohe. Der Biobauer hat rund zwei Wochen später gesät als Berufskollege Lober: „Es hat schon gestaubt und war eher zu trocken.“
„Hacken wäre jetzt gut“, rät Hans-Albrecht Müller. „Regen wäre jetzt gut“, entgegnet Biobauer Gebert. Bis zur Ernte Ende September, Anfang Oktober hofft er auf mehr Niederschläge. Sojaanbau in Deutschland, so das Fazit des Erfahrungsaustauschs, bietet Chancen. Aber einfach ist er nicht.
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