Von Bäuerliche Erzeugergemeinschaft auf Dienstag, 13. Juni 2023
Kategorie: Unsere Bauern

Wie wird die Ernte?

Im Februar zu mild und sonnig, im März und April viel zu nass, im Mai deutlich zu trocken und sonnenscheinreich. Wie wirken sich die Wetterkapriolen auf die bevorstehende Ernte aus? Ein Besuch bei Florian Ehrmann, 26, Landwirt aus Brettheim bei Rot am See.  

Hofnachfolger Florian und Vater Günter Ehrmann bewirtschaften gemeinsam den großen Hof am Ortsrand vom Brettheim, seit 2015 ist der Betrieb als GbR eingetragen. Die Familie hält 150 Schwäbisch-Hällische Muttersauen, um die Abferkelung kümmert sich Mutter Andrea. Neuerdings unterstützt auch ein Lehrling den Betrieb. Wenn Not an Mann oder Frau ist, packen Bruder Manuel, Schwester Larissa und Freundin Leonie, eine gelernte Metzgerin, mit an.

„Unsere Schwäbisch-Hällischen haben doppelt so viel Platz“
Florian Ehrmann, Junglandwirt aus Brettheim

In drei so genannten Pigport-Ställen mästen die Ehrmanns einige hundert Meter vom Hof entfernt 1350 Schwäbisch-Hällische Schweine in großen, luftigen Buchten, mit Stroheinstreu und Auslauf. „Das entspricht Haltungsstufe vier“, betont Florian Ehrmann, „1,5 Quadratmeter Fläche pro Tier, mehr als doppelt so viel wie vorgeschrieben“. Regionales, gentechnisch unverändertes Futter ist Pflicht. Bei den Ehrmanns stammt es zum großen Teil von den 90 Hektar Ackerland des Hofs. „In diesem Jahr bauen wir Weizen, Gerste und Mais an“, sagt der 26-Jährige, „und Raps, die Schweine bekommen den Schrot.“

Ungern denkt der junge Landwirt ans Wetter im Frühjahr zurück: „Mitte März bis Mitte April hat es dauernd geregnet.“ Kaum eine Chance, den organischen Dünger – sprich Gülle – aufs Feld zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt hätte er sich Trockenheit gewünscht: „Dann wurzeln die Pflanzen tiefer, was ihnen später im Jahr nutzt.“ Es folgte ein Kälteeinbruch: „Kein Wachstumswetter.“ Die Bestände hätten sich trotzdem gut entwickelt, bilanziert der gelernte Landwirt und Techniker für Landbau: „Halt ein bisschen später.“

An diesem Tag bläst ein kräftiger Wind aus Osten. „Der ist zwar gut fürs Getreide, trocknet aber die Erde aus.“ Auf dem Weizenacker sind bereits tiefe und breite Risse im Boden zu sehen. Florian Ehrmann greift sich einen Halm und legt den gut gewachsenen Fruchtstand frei. „Hier ist das Fahnenblatt“, er zeigt auf einen langen, spitzen Trieb neben der Ähre, „das muss sich für die Photosynthese gut entwickeln.“ Dafür braucht es aber Sonne.

Anders sieht‘s beim Raps aus – auf zehn, daneben nochmal auf 6,5 Hektar Fläche bauen die Ehrmanns in diesem Jahr die Ölfrucht unweit des Hofs an. Die Blüte ist vorüber, jetzt stehen die Pflanzen bereits 1,70 bis 1,80 Meter hoch. „Raps und Gerste sind in der Phase der Kornfüllung und bräuchten Wasser.“ Die Folgen der Trockenheit sind an den Schoten abzulesen, Florian Ehrmann greift sich einen Trieb: „Die haben sich ganz unterschiedlich entwickelt.“

Regen hin, Sonne her: Der leidenschaftliche Landwirt ist dennoch zuversichtlich. „Ich bin nicht pessimistisch, entscheidend ist, dass es in den nächsten Wochen regnet.“ Ab Mitte Juli steht die Ernte an, erst Gerste, anschließend Raps und Weizen. Dann wird sich zeigen, wie groß der Ertrag ist und wie lange das Futter für die Schwäbisch-Hällischen Schweine reicht.

Hier das Videoporträt der Bauersfamilie: 
https://youtu.be/P_h7DMnCEqQ